Wie Recht sie doch hatten, ohne sich dessen bewusst zu sein… Allerdings war auch in meiner Familie nicht alles zum Besten. Meine Mutter, eine eher unauffällige, blonde Frau mit blauen Augen, die ich heiß und innig liebte und für die schönste Frau der Welt hielt, erzog mich fast alleine, obwohl ich einen Vater hatte. Allerdings musste man wirklich ein Glückspilz sein, um ihn zu Gesicht zu bekommen. Als ich ihn fragte und dabei eine Kletterpartie zur Armlehne seines Sessels unternahm, antwortete er nur, dass er viel reise. Bis heute weiß ich nicht, ob das einer der seltenen Momente war, in denen er nicht gelogen hat Jedenfalls war er für mich genau das, was ein perfekter Vater für ein kleines Mädchen sein sollte – der schöne Gentleman und edle Held, der das Böse bekämpft um seine Familie zu beschützen. Kinder können manchmal unvorstellbar dumm und naiv sein. Ich schließe mich dabei keineswegs aus, nein. Woher sollte ich auch die Wahrheit über meinen Held wissen, dem ich so sehr ähnlich sah? Auch er hatte schwarze, lockige Haare, war wirklich sehr groß und hatte silbriggraue Augen. Es war für mich irgendwie eine Ehre, wie mein Vater auszusehen. Wie schon gesagt, war ich wie fast jedes Mädchen in den eigenen Vater verliebt… Meine einzige Freundin war Lillian Potter oder Lilly, wie ich sie nannte. Sie war zwei Jahre älter als ich und die meisten Erinnerungen, die ich mit ihr verbinde, sind glücklich.Mit Ausnahme der schlimmsten Erinnerung meines Lebens natürlich, doch ich will der Geschichte nicht vorausgreifen. Zu der Zeit, über die ich sprechen möchte, war sie gerade mal fünf Jahre alt und hatte eine kleine Schwester, die noch jünger war als ich. Ich liebte es, zu den Potters zu kommen um mit der kleinen Jennifer – oder Jenny, wie wir sie nannten – zu spielen oder einfach nur zu beobachten, wie Lillys Mutter sich um das kleine Mädchen kümmerte. Natürlich war die Freude groß als es hieß, dass Lilly noch ein Geschwisterchen bekommen würde. Ich quartierte mich praktisch bei den Potters ein und und übernachtete während den neun Monaten so oft wie möglich bei ihnen. Als die schwarzhaarige Frau schreiend abgeholt wurde und Lillys Vater geheimnisvoll flüsterte, dass es losging, konnten wir kaum erwarten, das Baby zu sehen. Meine Mutter hatte absolut nichts dagegen, dass ich kaum zu Hause war, ich glaube sie ahnte, dass ich ihr keine große Freude bereite würde im Leben.