67 ~ Merrediths Zwischenrede I ~

Ich vermute, es ist eine der schlimmsten Geschichten, die je erzählt wurden, doch ich weiß, dass ich sie dennoch erzählen muss. Ja, ich habe zahlreiche Fehler gemacht und niemand weiß das besser als ich.
Obwohl sich über die Jahre viele Menschen mit meinem Schicksal beschäftigt haben und mein einstiges Zuhause sogar zu einem Museum gemacht wurde, haben sie mich niemals wirklich verstanden.
Nur wenige Menschen standen mir jemals wirklich nah, doch keiner von ihnen kann meine Geschichte für mich erzählen. Das kann nur ich und glaub mir, es gibt niemanden auf dieser Welt, der sich mehr danach sehnt all das zu vergessen, als ich.
Jetzt bin ich nur noch Geist. Licht. Erinnerung. Ich kann nicht vergessen.
Ich würde es aber so gerne und ich wäre unsäglich froh darüber, denn vergessen wäre gleichzeitig auch mein Erlöschen. Nie sehnte ich mich nach der Unsterblichkeit, die andere suchen und am allerwenigsten sehnte ich mich in dieser Form nach ihr.
Doch es ist nicht zu ändern, alles ist wie es ist.
Nun denn, hör mir zu. Verfluche mich oder hasse mich sogar, es ist mir gleich. Aber bitte versuch zu verstehen, warum es auch für mich so schwer war.
Danke schön.

***

Ich erinnere mich gut an meine Kindheit. Schon als kleines Kind war ich wesentlich größer als die meisten Kinder in meinem Alter, selbst mit zwei. Außerdem hatte ich diese seltsame Augenfarbe, die kein anderes Kind hatte… Als ich ganz klein war, war meine Iris nahezu völlig weiß, mit einem feinen silbrigen Ring als Umrandung. Ich nahm das nicht so wahr, aber vermutlich wirkte das auf andere doch recht gruselig.
Ich mochte sie anfangs, denn sie machten mich auf ihre Weise interessant. Allerdings war das auch der Grund, warum ich sie und mein ganzes Äußeres bald zu hassen begann. Kaum dass ich im Muggelkindergarten war, hieß es von allen Seiten, wie hässlich ich doch war – unnatürlich in die Länge gewachsen, schlaksig, mit Zombieaugen. Die Kinder erzählten es den Eltern woraufhin Menschen oft die Straßenseite wechselten, wenn ich mit meiner Mutter die Straßen entlangging. Für die anderen waren wir Monster.

The dark Lady - reloaded - Teil 68