Ich warf meinen Laborkittel über und machte mich an die Arbeit. Neben der Verbesserung der Klonformel versuchte ich natürlich auch noch Heilmittel für Aids und Krebs zu finden, den Welthunger zu stoppen und die Weltherrschaft an mich zu reißen. Das letzte ist natürlich mit Ironie zu verstehen. Die Weltherrschaft wäre viel zu viel Bürokratischer Aufwand für mich, selbst ein Doktor Allwissend braucht mal seine Freizeit. Es klingelte an der Tür. Ich schielt die Türüberwachung ein und hoffte, dass der Schauspieler, den ich engagiert hatte, um die Tür aufzumachen, nicht schon wieder die Zeugen Jehovas reinlies. Doch nach den letzten Instruktionen war ich doch zuversichtlich, dass er sich wenigstens einmal an eine Abmachung halten würde. Ich zoomte heran und sah eine junge Frau mit langen, dunklen Haaren. Meine Personenerkennungssoftware ergab einen Treffer: Nilam Farooq. Ich war erleichtert, würde dies den Schauspieler, den ich engagiert hatte, keine Zeugen Jehovas hereinzulassen, vor keine Entscheidungsprobleme stellen, doch dennoch machte es mich stutzig. Was machte meine Youtube-Kollegin hier? Sicherlich um Rat zu erfragen; wozu besuchte man sonst Doktor Allwissend? Doch war der Schauspieler, den ich engagiert hatte und der nun vor der Tür stand, um sie aufzumachen kompetent genug, um ihre Fragen zu beantworten? Ich drehte die Lautsprecher auf. Der Schauspieler, den ich engagiert hatte, die Tür zu öffnen, klang nervös. "Hallo Nilam. Was machst du hier?" "Hey Borja. Kann ich reinkommen? Ich möchte mit dir etwas besprechen." Ich sah förmlich, wie es im Kopf des Schauspielers, den ich engagiert hatte, arbeitete. Zweifellos überlegte er gerade, ob die Zeugen-Jehovas-Regel auch auf Youtube-Kollegen zutraf. Ich hatte mit ihm in dieser Hinsicht noch keine Regulatur getroffen, was ich nachher unbedingt noch nachholen musste. Doch schließlich schien er sich zu entscheiden. "Ja, komm rein. Ich bin gerade am Essen machen." Sie betrat die Wohnung. "Was gibt es denn feines?" "Salatschnitzel und Bubble Tea. Das mögen der Doktor und Brauner Affe immer gerne." Ich schlug mit meiner Metacarpus gegen meine Os Frontale, den so viel Inkompetenz kann unmöglich meiner DNA entsprungen sein. Doch Nilam schien es für einen Scherz zu halten, denn sie lachte. Sie gingen ins Wohnzimmer und ich musste die Kameraperspektive wechseln. Der Schauspieler, den ich engagiert hatte, um meine Gäste zu unterhalten, holte für Nilam und sich etwas zu trinken und setzte sich mit ihr an den Tisch. "Was möchtest du mir mir den besprechen?" Nilam sah in ihr Glas und lächelte dabei unsicher, so, als wüsste sie nicht, was sie sagen wollte. Der Schauspieler, den ich engagiert hatte, warf mir durch eine der versteckten Überwachungskameras einen hilflosen Blick zu. "Glaubst du an Außerirdische?" Ich war perplex. Von allen Fragen, die ich mir ausgemalt und schon einen wissenschaftlichen Vortrag im Kopf konstruiert hatte, was dies garantiert die letzte. Was bezweckte sie mit dieser Frage? Unmöglich konnte sie von dem wissen, was ich einmal war. Der Schauspieler, den ich engagiert hatte, verschluckte sich, und das obwohl er noch nichts getrunken hatte. "Nun, ja", versuchte er den Doktor-Allwissend-Stil zu immitieren. "Aufgrund der Größe des Universums ist es recht wahrscheinlich... dass... was meinst du damit?" "Doktor Allwissend", Brauner Affe zupfte an meinem Ärmel und deutete auf das Anomaliengerät, das plötzlich alarmierende Werte anzeigte. Das musste ich genauer untersuchen. Hatten wir womöglich einen nicht-menschlichen Gast? "Nun, es mag vielleicht total bescheuert klingen, aber ich bin... eine Außerirdische." Der Schauspieler, den ich engagiert hatte, und der mich in diesem Moment eigentlich würdig vertreten sollte, tat das was er am Besten konnte. Starr dortsitzen und verdattert aus der Wäsche kucken. Vielleicht hätte ich ihm doch das Synapsen-Kontrollgerät anlegen sollen. Nilam sprach weiter. "Naja und ich war in Las Vegas bei so einer Fee und die sagte mir, dass du auch vom selben Planeten abstammst, wie ich und das meine Begleiterseele bei dir ist. Stimmt das?" Der Schauspieler, den ich engagiert hatte, um etwas besseres zu tun, als starr rumzusitzen, sah immer noch ratlos aus der Wäsche. Es half nichts. In dieser Situation konnte nur Doktor Allwissend persönlich die Sache aufklären. Ich warf meinen Kittel in die Ecke und drückte auf den Türöffnungsknopf.