Ich huckelte meinen Rucksack und setzte meine Mütze auf. Dann steckte ich mir noch eine kleine Taschenlampe in die Jackentasche. "Was machst du denn da, Steve? Wir müssen in einer Stunde bei Maries Party sein! Dominik und Marti sind schon längst weg", "Reg dich nicht auf, Rick. Du hast dich schon die ganze Zeit beschwert, dass der Säureminenschleim weg muss. Und jetzt komm." Ich öffnete die Wohnungstür und verließ die HWG. Rick immer hinterher, die ganze Zeit meckernd, wie ein nerviges Kleinkind. "Wann sind wir endlich da?" "Bald, Rick." "Wohin gehen wir eigentlich?" "Wir machen einen hübschen, kleinen Ausflug an die Spree." Rick blieb stehen. Mitten auf der Straße. "Du willst das Zeug in den Fluss kippen?" "Schrei doch nicht so rum und komm von der Straße runter. Hast du vielleicht eine bessere Idee?" Rick murmelte etwas in seinen Bart, trottete aber weiterhin hinter mir her. Ich war an meinem Ziel angekommen, einem abgelegenem Flussufer unter einer Brücke. Ich wartete, bis die vereinzelten Fußgänger vorbeigelaufen waren, dann brach ich durch das Gebüsch hinunter zum Fluss. "Ernsthaft Steve? Muss ich mir jetzt auch noch die Klamotten ruinieren? Ich habe mir für Maries Party extra ein neues Hemd angezogen." "Mensch Rick, du musst ja nicht mit runter kommen. Steh einfach schmiere, ok? Ich mach das schon." Grummelnd zog sich Rick wieder an den Straßenrand zurück. Am Wasser angekommen packte ich die sorgfältig mit Alufolie umwickelten Dosen aus. Mit der Anzahl an Dosen, die ich in den Rucksack gepackt hatte, müsste es mindestens zwei Monate dauern, bis wir unseren Vorrat im Keller aufgebraucht hatten. Vorausgesetzt, wir schafften es, jeden Tag so viele Dosen wegzubringen. Und die Anzahl an neuen Dosen war noch gar noch nicht eingerechnet. Ich begann die Dosen auszuleeren. Der Schleim, der auf das kalte Spreewasser traf, knallte, spritzte und zischte, wie heißes Öl, das auf Wasser traf und mein Hemd bekam ein großes Loch am Ärmel. Egal. Es musste weiter gehen. "Steve, mach schon." "Ja, Rick. Jetzt hetz mich nicht so." Ich leerte eine weitere Dose. Die gelbe Soße trieb giftgrüne Blasen auf dem Wasser und sah es überhaupt nicht ein unterzugehen. Die Säureminenschleimlache schwamm auf dem Wasser wie ein Ölteppich, der mit einem riesigen Schild "Hallo, hier bin ich" schreien wollte. Es war eine verdammt blöde Idee hierher zu kommen. "Steve, ich glaub da kommen welche." "Nur noch einen Augenblick, Rick." Ich nahm einen Ast und versuchte die Pampe zu verrühren. Doch es änderte sich nichts. Mist. Ich packte die restlichen Dosen wieder zurück in den Rucksack und wühlte mich wieder durch das Gebüsch. "Steve, jetzt..." "Was machen sie denn da am Fluss?", hörte ich die Stimme einer älteren Frau. Ich schob die restlichen Zweige aus meinem Gesicht und hastete auf die Straße, wo Rick mit aufgerissenen Augen vor einem älteren Ehepaar mit einem dicken Bulldoggen stand und aussah, als müsste er sich gleich in die Hosen machen. Mal wieder musste ich die Situation retten. "Guten Abend. Mein Kollege und ich sind von der Humboldt-Universität und untersuchen gerade die Auswirkungen von Handystrahlen auf den Fischbestand in Berlinern Gewässern. Zu Forschungszwecken haben wir gerade ein paar Wasserproben genommen." Ich versuchte mit hervorgereckten Kinn so kompetent und professorenhaft wie möglich zu wirken und Rick sah die beiden mit seinem Hundeblick an und nickte dabei heftig. "Wenn sie meinen Rat hören wollen. Da brauchen sie doch nicht zu forschen, das ist doch sonnenklar. Die Jugend mit ihren Handys und diesem Internet und die schmeißen ihren ganzen Müll in den Fluss..." "Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber mein Kollege und ich wollen noch weitere Wasserproben entnehmen und müssen noch zum Wannsee. Einen schönen Abend noch." Ich packte Rick am Ärmel und machte mich aus dem Staub. Hoffend, dass die beiden den riesigen "Internet, do your Thing"-Sticker auf dem Rucksack nicht sehen konnten. Rick blieb in seiner Schockstarre bis wir vor Maries Wohnung standen. Doch dann musste er unbedingt seinen Senf dazugeben. "Das war ja mal voll ein Griff ins Klo. Hast du wenigstens den Schleim losgebracht?" Ich drückte auf die Klingel. "Wir müssen uns was anderes überlegen." Ich erzählte ihm von der Lache auf dem Wasser. Doch bevor Rick etwas Schlaues dazu sagen konnte wurden wir auch schon eingelassen und wir machten uns auf nach oben in Maries wilde Partyarea.