Wurmschwanz träumte. Es war dunkel. Komplette Leere. Wurmschwanz stand in einem dunklen Raum, während sich alles um ihn drehte. Dann sah er plötzlich Licht. Wie ein Scheinwerfer strahlte es auf den Boden und aus ihm erschien Flora. Sie lächelte als sie ihn sah. "Anoquey", rief sie und rannte auf ihn zu. "Flora", er streckte die Hände nach ihr aus, er konnte sich nicht bewegen. Kurz bevor sich ihre Finger berührten, erstarrte Flora und zersprang. Von ihr blieb nichts übrig als roter Nebel. "Nie gehört Flora Jardin", ertönte die Stimme der dicken Apothekerin in seinem Kopf. "Als ob", hörte er die Stimme von Sirius. "Du hast sie dir nur eingebildet. Als ob eine Frau freiwillig mit dir gehen würde. Nur eine Ausrede, mit der du deinen Verrat rechtfertigen willst. Wir werden das nie vergeben. Nie vergessen." "Du bist Schuld an seinem Tod", ertönte die Stimme von Remus. "Wer hat Voldemort den verraten, dass Sirius ein Hundeanimagus ist?" "Ich wollte das nicht", schrie er die Stimmen an. "Ich hatte keine Wahl." "Du hast ihn zurückgebracht. Es ist deine Schuld." "Alles deine Schuld", kreischten die Stimmen im Chor. "Aufhören", er hielt sich die Ohren zu. Doch die Stimmen kamen aus seinem Kopf und waren einfach nicht abzustellen. "Aufhören, verschwindet. Lasst mich in Ruhe!" Es war Stille. Peter atmete beruhigt tief ein und aus. Wieder kam ein Strahl von der Decke. Wieder flog Flora auf den Boden. Doch als sie aufsah, verwandelte sie sich in Myjana. Sie hatte die roten Augen vom dunklen Lord. "Freunde dich nicht zu sehr mit der Kleinen an. Am Ende blüht ihr dasselbe Schicksal wie deiner kleinen Flora." Ihr Kopf knallte auf den Boden und es entstand eine Blutlache, die immer größer und größer wurde. "So jung. So unschuldig. Hatten wir selten."
Wurmschwanz wachte schweißgebadet auf. Er hatte genug. Immer dieselben Alpträume. Das ganze halbe Jahr, das Myjana schon da war. Er hatte den Kontakt schon auf das Mindeste reduziert. Sah sie nur, wenn er ihr Essen vorbeibrachte. Lies es nicht zu, dass sie mit ihm redete. Vermied es, sie auch nur anzusehen. Es war, als hätte sie ihm einen Dolch ins Herz gerammt und er würde ganz langsam dabei verbluten. So jung. So unschuldig. So gut wie tot. Es gab nur einen Weg, diesen Schmerz loszuwerden. Er stand auf und nahm seinen Dolch. Er musste es tun. Er musste sie töten, bevor der dunkle Lord es tat. Dann konnte sie nicht den Trank fertigbrauen, der den dunklen Lord noch viel stärker machen würde. Dann konnte sie Greyback nicht bei lebendigem Leib zerfleischen, wie er es bei Benji gemacht hatte. Sie würde keine Schmerzen haben. Es war so einfach. So einfach wie bei seinem Dad. Er schlich sich aus seinem Schlafplatz in der Küche und tapste auf leisen Sohlen in das Zaubertranklabor von Snape, wo Myjana auf einer alten Matratze friedlich schlummerte. Peter dimmte das Licht von seinem Zauberstab. Sie durfte auf keinen Umständen aufwachen. Es blubberte eine Reihe von Zaubertränken in verschiedenen Kesseln. Der kleinste Kessel war gerade einmal so groß wie ein Fingerhut, der größte so groß wie der Kessel, in dem er den dunklen Lord wieder zurück gebracht hatte. Peter schüttelte den Kopf. Er musste sich jetzt konzentrieren. Nur ein einziger gut gesetzter Stich war nötig. Er könnte auch einfach Avada Kedavra nehmen. Doch er hatte Angst, dass der Fluch nicht funktionieren würde und er danach kalte Füße bekommen würde. Ihm lief der Schweiß herunter und leuchtete auf den kleinen Körper. Warum schickten die Druiden so kleine Mädchen ins Verderben? Hatten sie nach dem Tod von Flora nicht gelernt, dass es für Druiden in Großbritannien nicht sicher war? Hatten sie nicht vom dunklen Lord gehört? Er kniete sich neben die Matratze und holte zum Stich aus. Myjana regte sich. Er musste schnell machen, bevor sie etwas merkte. Er musste es tun. Doch sein Herz schlug viel zu schnell. Du bist ein Feigling Wurmschwanz, tönte es in seinem Kopf. Du schaffst das sowieso nicht. Myjana drehte sich um. Ihre Augen weiteten sich. Hellbraun. Ihre Augen waren hellbraun. Genau wie bei seinem Vater. Peter stolperte zurück. Er konnte das nicht. Nicht nur, dass ihn die Kleine an Flora erinnerte, jetzt sah sie auch noch so aus wie sein Vater. Er rannte zurück zu seinem Schlafplatz, zog die Decke über seinen Kopf. Hoffte, dass all das nur ein schlimmer Alptraum sei.