"Herr, der Orden des Phönix hat die Absicht, Harry Potter am nächsten Samstag bei Einbruch der Dunkelheit von seinem gegenwärtigen sicheren Aufenthaltsort wegzubringen." Die Todesser am Tisch lauschten gebannt auf, doch Wurmschwanz rutschte noch weiter unter den Tisch. Seit Wochen nur dieselben Themen bei den Todessertreffen: Harry Potter, die Übernahme des Ministeriums, Harry Potter, die Übernahme des Ministeriums... Er hatte es satt. Doch er hatte nichts zu sagen. Der Grund, weshalb er noch an diesem Tisch saß, war vermutlich, dass die Malfoys nach dem Verlust ihres Hauselfen niemanden mehr zum Putzen hatten. Er wusste nicht, wie oft er es schon bereut hatte, zum dunklen Lord zurückgekehrt zu sein. Doch was hätte er sonst tun sollen? Verdammte Trelawney. Warum hatte er ihr auch nur eine Sekunde geglaubt? Den Quatsch, dass Flora zurückkehren würde. Dass er selbst den dunklen Lord wieder zu Fall bringen würde. Oberquatsch. Aber er war darauf reingefallen. Ein schriller, wehklagender Schrei riss ihn aus seinen Gedanken und die anderen aus ihren Gesprächen, wie sie am besten Harry Potter fangen könnten. "Wurmschwanz", ertönte die zischende Stimme seines Meisters. „Habe ich dir nicht Anweisung gegeben, unseren Gefangenen ruhig zu halten?" "J-ja, Herr", er sprang auf und wollte sich nach unten aufmachen. "Bring ihn hoch." Peter verließ schnell den Raum, bevor er noch einen Fluch hinterher gejagt bekam. Doch der dunkle Lord hatte schon ein Gespräch über Zauberstäbe angeschlagen. Wurmschwanz ging nach unten in den Keller und schloss ihn auf. Drängte die Gefangene zurück. Wie ein wildes Tier kroch sie in eine Ecke, schützte sich mit den Händen vor dem Licht seines Zauberstabs. "Helfen Sie mir", keuchte sie mit heißerer Stimme. "Bitte, ich gebe ihnen alles was sie wollen, aber helfen Sie mir." Sie kroch auf ihn zu und packte ihm am Umhang, doch er stieß sie zurück. Er durfte keine Gefühle zeigen. Er durfte keine Verbindung zu ihr aufbauen. Sie war sowieso schon so gut wie tot. Er wusste gerade einmal ihren Namen. Charity Burbage. Er schluckte. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Keine Gefühle zeigen. Er schockte sie und brachte sie hoch zur Tafelrunde. Wo sich seine Vermutungen bestätigten. Fünf Minuten später war sie tot. Futter für Nagini.
Voldemort senkte den Zauberstab, den er sich von Lucius Malfoy ausgeliehen hatte. "So genug für heute. Ich werde mich zurückziehen." Plötzlich klingelte es an der Tür. "Wer wagt es noch zu stören? Draco mach die Tür auf." Draco stand auf, wie ein gedemütigter Schuljunge und verließ den Raum. Ein wenig später kam er mit Greyback und einiger seiner Kumpanen zurück. "Mylord, schaut was wir für ein hübsches Vögelchen eingefangen haben." Peter erschrak. Diese weiße Robe kannte er. Diesen Umhang, die Kette. Einen winzigen Moment lang dachte er, Flora wäre tatsächlich zurückgekommen, bis er sah, das Greybacks Gefangene keine roten sondern eher gräuliche Haare hatte. "Ich kenne sie", Lucius Malfoy reckte den Hals. "Das ist Myjana Briconara. Sie übersetzt die Briefe, die die Kobolde ans Ministerium schicken." "Myjana Briconara? Da hast du uns aber einen anderen Namen erzählt, kleine Missi. Wo hast du sonst noch gelogen, hä? Bist du vielleicht auch keine Druidin?" Er packte sie an ihren Haaren und schleifte sie zum Tisch, wie erlegte Beute. Peters Herz klopfte. Keine Gefühle zeigen, sagte er sich immer wieder, doch das beruhigte sein Herz nicht. Zu sehr erinnerte ihn die Kleine an Flora. Das war unmöglich, sagte er sich. Sie war allerhöchstens dreizehn Jahre alt. Als Flora starb hatten ihre Eltern noch nicht einmal an sie gedacht. Er wendete den Blick ab. "Genug Greyback. Ich werde mich um sie kümmern. Geh jetzt." "Kann ich sie wiederhaben, wenn eure Lordschaft mit ihr fertig ist?", er grinste dreckig. "So weiches Fleisch. So rein, so unschuldig. Hatten wir selten." Wurmschwanz drehte es den Magen um. Greyback ging. "Geht. ", gebat der dunkle Lord. "Ich möchte mich ein wenig mit unserer kleinen Miss Briconara unterhalten." Sie zitterte vor Angst. "Ich werde euch rufen, wenn ich euch brauche."
Ein paar Stunden später wurde er zusammen mit Snape zum Lord gerufen. Der dunkle Lord stand alleine im großen Saloon der Malfoys, Myjana lag zu seinen Füßen. Einen Augenblick lang dachte Wurmschwanz, sie wäre tot, bis er sie atmen sah. Sie hatte die Augen geschlossen und Blut klebte an ihrer Schläfe. Sie war ohnmächtig. "Neue Pläne." Der Lord setzte sich. "Severus, du wirst diese Kleine in dein Haus aufnehmen. Sie wird einen Trank für mich brauen. Du überwachst die Arbeiten, bis du im September die Schulleitung von Hogwarts übernimmst. Besorgt ihr an Zaubertrankzutaten alles was sie braucht. Behandelt sie gut. Keine Repressalien. Und haltet Bellatrix von ihr fern. Stellt Wachen um das Haus herum auf. Sollte sie zu fliehen versuchen, werde ich mich persönlich um die Sache kümmern." Er wendete sich Wurmschwanz zu. "Du wirst dich um sie kümmern. Das übliche... Essen kochen, Wäsche waschen, Müll entsorgen. Du hast ja schon Erfahrungen mit kleinen Druidenmädchen." Der Lord und Snape lachten. "Aber freunde dich nicht zu sehr an mit der Kleinen an. Am Ende wird ihr dasselbe blühen, wie deiner kleinen Flora." Wurmschwanz hatte einen Kloß im Hals. "J.. ja Meister." Er sah zu Myjana am Fußboden. Und wünschte sich, dass er weiterhin bei den Malfoys Fußböden schrubben müsste.