Es war gerade Mitternacht vorbei, als sich aus dem kleinen buddhistischen Kloster eine Gestalt heraushuschte. Sie sah nach links und nach rechts, drehte sich um die eigene Achse und verschwand in der kalten Nachtluft, nur um einen knappen Kilometer talabwärts wieder aufzutauchen, wo neben einem knorrigen Baum schon ein Mann wartete. Er war ungefähr Mitte vierzig Jahre alt, trug einen zerzausten, schon leicht grauen Bart und hatte über seine Muggelklamotten einen Reiseumhang geworfen, den er zitternd fester um seinen Körper schlang.
„Hallo Mandragoras“, grüßte der Mann am Baum, die Gestalt aus dem Kloster, auf drudonisch. „Guten Abend Wog“, Mandragoras richtete seine Druidenrobe. „Schön, dass du da bist. Klappt denn alles mit unserer Oberdruidenkonferenz am Montag?“ „Alles in bester Ordnung. Ejo, Hathor, Ferweyo und ich waren gerade noch einmal in der Horus Pyramide und haben ein bisschen aufgeräumt.“ „Du hast mir geschrieben, dass du nicht mit uns in der Pyramide übernachten wirst, Wog. Warum?“ „Nun ja, ich nehme Mary mit. Ich hab ein Hotel in Gizeh gebucht und werde mit ihr nach den Besprechungen ein wenig das Land anschauen.“ „Mary? Welche Mary denn?“, fragte Mandragoras perplex. „Na Mary Pettigrew. Meine Nachbarin. Die Frau von Fens…“, „Ach, die Mary meinst du. Ich dachte schon, du schleppst irgendwelche Muggel an.“ „Nun ja, ich habe es Peter vorgeschlagen, um ihm ein schönes Wochenende mit seiner neuen Freundin zu ermöglichen.“ „Apropos Peter...“, Mandragoras Gesicht verzog sich in Falten. „Hast du ihn denn schon getestet?“
„Nun… nun, nein“, gab Wog kleinlaut zu. „Ich möchte Mary in der Woche versuchen meine wahre Identität beizubringen und hoffe, dass sie dann zustimmt…“, „Wog“, Mandragoras klang wütend. „Wie lange willst du denn noch warten? Der Junge ist vor ein paar Monaten einundzwanzig geworden. In jedem Land, das ich kenne ist man mit einundzwanzig schon längst volljährig. Warum willst du da noch seine Mutter fragen?“ „Es… es ist wegen Fensjohn. Mary glaubt, wir haben ihn umgebracht. Ich glaube nicht, dass sie sonderlich begeistert sein wird, wenn sie erfährt, dass ihr Sohn…“ „Vollkommener Mumpitz“, unterbrach ihn Mandragoras. „Man kann nicht ändern, wer man ist. Und was er ist, daran hab ich keinen Zweifel. Schon seine Hogwartsergebnisse lassen darauf schließen, dass…“ „Schon gut, schon gut. Ich teste ihn, sobald die Konferenz vorbei ist.“ „Gut. Die paar Wochen macht jetzt auch nicht mehr den Unterschied… aber wenn du meinst, dass du dadurch ein besseres Gewissen gegenüber Mary hast…“
„Selbstverständlich. Aber zu einem anderen Thema. Hast du in letzter Zeit was von Arebe gehört?“ „Sie schreibt, dass sie an einer wichtigen Sache dran ist. Weiteres hab ich von ihr in letzter Zeit nicht gehört. Ich hoffe, sie bringt die Sache bis zum Ende ihres Rashydes noch auf die Reihe. Und das ist nächste Woche.“ „Ich hoffe eher, dass sie die ganze Sache überlebt. Das war ja schließlich kein ungefährlicher Auftrag, den du ihr gegeben hast.“ „Sie wird es überstehen, kein Zweifel. Das Mädchen ist ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen und hat Bestnoten in Okklumentik und Legilimentik. Sie schafft das schon.“, Mandragoras drehte sich um. „Also wir sehen am sechsundzwanzigsten. Gute Nacht.“ Und verschwand wieder in die dunkle Nacht. Wog seufzte tief, richtete seinen Umhang und auch er dissapparierte.