Wie in Trance kam Harriet aus der Absperrung vom Gleis 10 ½ und ging Richtung Ausgang vom Bahnhof Kings Cross, doch auf einmal verschwamm alles um sie herum, bis sie in einer weißen Leere stand. So weit wie ihr Auge reichte, sah sie nur weiße Leere. Beim Drehen hob sie leicht ihr schwarzes Gothic Kleid, was wunderschön war, wo einige gestaunt hatten. Plötzlich fiel sie in dunkle unendliche Tiefe, bei der sie nicht genau wusste, ob es ein Ende gab. Mit einem dumpfen Aufprall kam sie am Boden an. Viele rote Augen starrten sie von oben bis unten an, wobei Harriet ein ungemütliches Gefühl aufstieg. „Schnappt sie euch und bringt sie zum Meister.“ „WAS?“ kreischte Harriet schrill auf. „Auf sie!“ sagte einer auf vampirisch Harriet schloss abermals ihre Augen und ließ kleine Flammen erscheinen. Diese Flammen, die einen Kreis rund um sie bildeten und sie in der Mitte einschlossen, begannen sich danach so zu verbinden, dass Harriet am Schluss in mitten eines Hexenpentagrammes stand. Die Vampire schraken zurück und als ob Harriet sich gegen etwas drücken wollte, streckte sie ihren Arm aus, sodass sich das Pentagramm in eine große Flamme zusammentat und auf die Vampire vor Harriet zuflog. Eine große breite Stichflamme flammte auf und die Vampire waren verbrannt. Die Vampire, die weiter weg von Harriet standen, schossen schwarzen haarfeinen Nebelfaden auf sie zu, die die Wirkung hatten, dass man von Innen nach Außen verbrannte. Doch Harriet beschwor eine durchsichtige Schutzkugel um sich herum, sodass die Fäden an dem Schutzschild abprallten. Ein Vampir hatte es geschafft ihren Schutzschild zu brechen, doch die Folge war, dass er seinen Fluch wieder zurückbekam, denn er war am Schutzschild abgeprallt und kam auf ihn zugeschleudert. In einer dunklen Rauchwolke war er verpufft. Das Gefecht dauerte so lange, bis Harriet es geschafft hatte, alle Vampire um sie herum zu vernichten und dies geschah in vielen bunten Farben und Zaubersprüchen oder Zauberrituale. Am Ende fiel Harriet erschöpft zu Boden, als sie dann schwarze Lackschuhe sah, die leicht von einem schwarzen Umhang bedeckt wurden. Langsam schaute sie auf und blickte in die leuchtenden roten Augen vom Häuptling der Albinismusvampire. Sein Lächeln lang breit auf seinen Mundwinkeln. „Sieh an, sieh an. Harriet Sorcière, am Boden liegend und fast abgemagert.“ sagte er honigsüß. „Was würde wohl deine Mutter dazu sagen, wenn sie dich so sehen würde.“ „Meine Mutter?“ krächzte Harriet vor Erschöpfung. „Ja, deine Mutter!“ „Du kanntest meine Mutter, Waldemar?“ „Ich kannte sie sehr gut, Harriet.“ „War…war…warum o…o…oder wieso?“ „Sie war ein Schutzengel, Harriet. Sie war eine Prophezeiung.“ „Das glaube ich nicht.“ schrie Harriet, als sie sich aufgerichtet hatte. „Wenn du es mir nicht glauben magst, bitte es ist deine Endscheidung.“ Harriet verschwand in einem hellblauen Nebel und kam dann wieder im Bahnhof Kings Cross an. Verwundert schaute sie sich um und musste feststellen, das sie dort stand, wo sie in die weiße Leere gekommen war. Rasch rannte sie zum Ausgang und verschwand dann in einer muffigen Sackgasse. In der nächsten Sekunde kam sie in der Küche an, wo alle saßen und sie freudig begrüßten. Aurore lief auf sie zu und fiel dann mit dem Hintern auf den Boden. Alle lachten und Harriet nahm sie auf den Arm. Die dunkelblauen Augen schauten sie groß an, wo selbst Lord Voldemort das Herz weich geworden wäre, wenn er überhaupt eins hatte? Professor Wagner nahm sie ihr ab, da Professor Dumbledore mit ihr reden wollte. Harriet folgte Dumbledore, der in ein Zimmer ging, in dem ein altes Himmelbett und ein Schreibtisch stand sowie noch eine alte Kommode. Er zeigte ihr auf das Bett, wo sie sich dann niederließ. Dumbledore ging auf das Fenster zu, vor dem er dann stehen blieb und hinausschaute, wobei er feststellte, dass die Sonne auf drei Uhr stand. Ein Lächeln huschte über seine Mundwinkel, doch verschwand es so schnell wie es gekommen war. Auf Grund seiner nun besorgten Miene, legte Harriet ihre Hände in den Schoß und senkte den Kopf. „Harriet, warum hatte es gedauert, das du kamst?“ fragte Dumbledore ruhig. „Ich wurde irgendwie von Albinismusvampiren aufgehalten.“ sagte Harriet leise. „Wer waren meine Eltern, Professor?“ Dumbledore blickte kurz zu seinen Schuhen runter, bevor er seinen Blick wieder hob, um Harriet Angesicht in Angesicht anzusehen. Harriets müdes Gesicht schaute ihn fragend an, bevor sie wieder ihren Blick senkte. „Wusste ich’s doch, das Sie’s nicht wissen, Professor.“ nuschelte sie. „Wer sagt, dass ich es nicht weiß?“ „Ihr Blick!“ sagte Harriet. „Blicke sagen mehr als tausend Worte!“ „Das stimmt!“ stimmte er ihr zu. „Aber vielleicht kannte ich sogar ihre Eltern. Ich kannte ihre Familie, Harriet.“ „Warum haben Sie mir nie davon erzählt?“ schrie sie aufgebracht. „Weil es besser so war.“ „Besser?“ „Beruhige dich doch, Harriet.“ „Beruhigen? Sonst noch was?“ „Ja, ich möchte, dass du keine Dummheiten begehst, weil man nur ein Leben hat.“ „Ach ja? Wie schön, dann werde ich zu Voldemort gehen und ihn bitten mich um zubringen.“ „Warum das denn?“ „Weil mein Leben eh kein Sinn mehr hat, weil ich lerne und lerne; aber was kommt dann am Ende heraus?“ „Eine der besten Auroren?“ „NEIN!“ sagte Harriet zornig. „NICHTS kommt da raus, denn ich verhaue jede Arbeit und Tag für Tag kommen Nachrichten, dass Vampire Oxford angreifen werden. Ich werde eh im Krieg sterben, weil keiner mich liebt.“ „Harriet übertreibst du nicht bisschen?“ sagte Dumbledore streng. „Nein das tue ich nicht.“ sagte Harriet nun leiser. „Wie kommst du denn darauf?“ „Weil -.“ Harriet schossen Tränen in ihre Augen und rutschte vom Bett, wo sie dann auf die Knie fiel und dann ihren Kopf in die Hände vergrub. Ihr Schluchzen durchbrach die Stille zwischen den beiden. Sie wusste nicht, wie sie es ihm erklären sollte. Sie lernte wirklich nur um die Jahresbeste zu werden, doch das schaffte sie nicht. Jeden Versuch im Unterricht mitzumachen, kosteten ihr so viel Energie, das sie abends schon so müde war, dass sie sich nur ins Bett legen konnte und sofort Einschlafen würde. Doch machte sie sich einen starken Tee, doch meistens schlief sie dann zwanzig Minuten vor Schulbeginn ein und dann klopfte Cornelius – den sie liebte – an ihrer Tür, woraufhin sie dann senkrecht im Stuhl saß. Liebte sie ihn wirklich? Gut, es war ein wundervolles Gefühl mit ihm zusammen zu sein, sein Lächeln zu sehen, in seinen warmen Augen zu ertrinken. Bei ihm konnte sie all den Stress vergessen, der um sie tobte. Aber dann, dann wenn er wieder weg war, dann kam stets das Erwachen. Und zudem... was war, wenn sie ihn verlieren würde? Was war, wenn die Gegenseite auf ihn aufmerksam werden würde? Ja, er war Student in Oxford, das stimmte. Und wie sie mitbekommen hatte, wohl auch ein guter. Aber würde er stets bereit sein, sich der Gegenseite so entgegenzustellen, wie sie es tat? Was war, wenn allein durch ihre Liebe... durch ihre Aufmerksamkeit, die sie ihm spendete, er in Gefahr geriet? Zu dem Stress kam noch, dass Professor Smith sie jedes Mal schikanierte oder sie beleidigte. Sie musste es einstecken, sonst würde sie von der Schule verwiesen werden, was sie nicht wollte. Die einzigen Dinge, die ihr dort aus dem Kreislauf der Lernereien halfen, waren Cornelius und ihre wenigen Freunde, aber auch die Dinge, die man eigentlich nicht machen sollte. Letztens hatte ihre Klassenlehrerin sie dabei erwischt, wie sie sich eine Spritze in den Arm stechen wollte, worauf hin sie erst einmal eine heftige Standpauke bekommen hatte. Das was legal war, waren die Zigaretten. Was Harriet aber am peinlichsten gewesen war, war dies, dass Cornelius sie in einem Rauschzustand in der Mädchentoilette gefunden hatte, wo sie sich erst einmal den Finger in den Hals gesteckt hatte. Ich glaube, wenn Professor Dumbledore alles wüsste, was ich gegen meinen hohen Schuldruck mache, würde er denken, schlimmer ginge es nicht. Doch da würde er sich täuschen, denn wenn er wüsste, dass ich mich Ritzen würde und Alkohol zu mir nehmen würde, dann bekäme er einen Schock. Vor allem meine Mentorinnen. Ich glaube, alle würden mich wieder zu einem Psychiater schicken. Ja, mein Leben war immer schon so schlimm gewesen, auch wenn ich meist die glücklichen Dinge erzählt habe. Wie würde ich anfangen, wenn ich darüber ein Buch schreiben würde? Vielleicht: Alles hatte mit meinem dritten Lebensjahr angefangen…Vielleicht hätte ich’s so geschrieben. Ja, es hatte alles mit meinem dritten Lebensjahr angefangen, wie Francoise mich immer bei der Tagesmutter gehänselt hatte. Sodass ich sie manchmal ungewollt gegen die Wand geschleudert hatte oder sie so doll verletzt habe – obwohl ich nichts gemacht hatte – das sie mehrere Male auf die Krankenstation gebracht werden musste. Später mit vier verlor ich meinen liebsten Ziehvater, der von irgendwas ermordet wurde, als ich und meine Ziehmutter einen schönen Nachtspaziergang gemacht hatten. Dann ein Monat später verlor ich meinen Großvater, der vom gegnerischen Vampirstamm qualvoll zu Tode gefoltert wurde und zwei Wochen später starb meine beste Freundin Frederique Lune bei einem Kampf gegen einen Dämon, der ihren jüngeren Bruder Honoré gefangen hatte, doch beide starben, dachte Harriet, wobei Tränen über ihre Wangen rannen. Wenn ich so weiter nachdenke, dann fallen mir viel mehr Sachen ein, die in meinem grausamen Leben vorgekommen waren. Ja, dass stimmt, es sind viele grausame Dinge in meinem Leben passiert. Viel Mord und Todschlag als Frieden. Ich wäre fast gestorben, als ich eine Lungenentzündung bekommen hatte oder als ich plötzlich in ein zwei jahrelanges Koma gefallen war, nachdem ich mit einem Drachen gekämpft hatte, der so wunderschön hellweiß war. Mit sechs brannte Labhrás das alte Vampirstammhauptqua rtier vollkommen ab und meine Lieblingskatze blieb leider in den Flammen des Todes, denen ich um haaresbreite entkommen war. Dann die Jahre darauf hörte ich allmählich leise Stimmen in meinem Kopf, die dauernd sagten, ich sei das Bindeglied zwischen der magischen Welt und der der Engelwelt. Herausgefunden habe ich das nie. Die Stimmen hatten damals auch immer gesagt, ich müsse die magische Welt vor den Machenschaften der schwarzen Engel des Todes retten. Manche Stimmen meinten sogar, ich sei der Schlüssel zum Sieg des Guten. Harriet hob ihren Kopf und blickte mit verweinten Augen zu Dumbledore auf, der sie nur mit einem leichten Schmunzeln anblickte.