Arebe war gerade beim Tagesabschluss, als es an der Tür läutete. "Myjana Schatz, kannst du mal aufmachen?" Sie tippte die letzten Zahlen in den Taschenrechner ein und kramte nach einem Lineal, damit sie eine Buchhalternase machen konnte. Gleichzeitig spitzte sie die Ohren nach ihrem abendlichen Besucher. Die Stimme kam ihr bekannt vor... "Guten Abend werte Mademoiselle, könnte ich mit Arebe Briconara sprechen? Mein Name ist Albus Dumbledore." Albus Dumbledore! Arebe hätte beinahe das Tintenfass umgeworfen. Schnell hastete hinter dem Apothekentresen hervor und ging durch das Lager zur Haustüre, wo ihre Tochter wie versteinert vor dem großen Zauberer stand. "Guten Abend Professor Dumbledore. Wie kommen wir zu der Ehre?", Arebe war sich unsicher, ob sie jetzt Englisch oder Französisch sprechen sollte, blieb aber dann doch bei Französisch. "Ich hörte, sie sind von Hogwarts suspendiert worden?" Dumbledore lächelte. "Das Zaubereiministerium ist mal wieder der Auffassung meine Geistesfähigkeiten in Frage zu stellen und mich durch jemanden jüngeres zu ersetzen. Doch seien Sie unbesorgt, Madame. Ich bin sicher, dass Hogwarts nicht lange unter der Führung von Dolores Umbridge bleiben wird." Arebe erwiderte das Lächeln: "Kommen Sie doch herein. Myjana, könntest du uns beide alleine lassen?" Myjana nickte. "Ich geh dann mal Hausaufgaben machen." Arebe führte Dumbledore nach oben in die Küche, wo sie erst einmal für sich und ihn einen Tee aufsetzte. Eigentlich war ihr nach Baldrian zumute, aber sie wollte diesen seltenen Gast auch nicht wieder gleich vergraulen. Sie war nervös. Warum war er hergekommen? Sie hatten keinen Kontakt,seit sie ihn über die Potters gewarnt hatte. "Reizende junge Dame", Dumbledore nickte zur Türe hinaus. "Ihre Tochter, nehme ich an? Wie alt ist sie denn?" Arebe nickte kurz. "Myjana wird im Juli vierzehn." "Ah, dann ist das wohl die junge Miss Pett...", "Pssst", unterbrach ihn Arebe und ihr fiel gleich um nächsten Moment auf, wie unhöflich das sein musste. Sie war sich sicher, dass Myjana nicht an der Tür lauschte, doch man konnte nie vorsichtig genug sein. "Oh, sie weiß wohl nichts von ihrem Vater? Das ist schade. Wo sie ihm doch so ähnlich sieht." Arebe biss sich auf die Lippen. "Ich fand, es war noch nicht der passende Zeitpunkt..." Sie sah auf. "Aber Sie sprechen ganz schön gut Französisch, wenn ich das mal so sagen darf." Sie schenkte ihm Tee ein. "Vielen Dank", Dumbledore nippte an seiner Tasse. "Und niemand anderes als Sie haben mich dazu inspiriert, diese sehr schöne Sprache zu lernen. Ich war zuvor doch ein wenig zu sehr auf die Westgermanischen Sprachen fokusiert." Arebe nickte und nippte auch an ihrem Tee. Jetzt, wo sie in Dumbledores Gesicht sah kamen alle Erinnerungen wieder hoch. Und all die Trauer und Schmerzen, die sie in der Zeit danach hatte. Der Brief, den sie immer in ihrer Geldbörse aufbewahrte schien förmlich zu brennen und nach Antworten zu schreien. "Es ist also wahr, was ich gehört habe?", fragte Arebe. "Kommt darauf an, was sie gehört haben." "Dass der dunkle Lord wieder zurück ist. Und das er ihm geholfen haben soll bei der Rückkehr." "Laut den Berichten meiner Kundschafter, ja." Arebes Herz fing gegen ihren Willen an wild zu klopfen. "Das heißt, er ist am Leben? P.. Peter, meine ich? Geht es ihm gut?" "Laut meinen Informationen, ja. Er lebt. Aber ob es ihm gut geht, liegt daran, wie Sie gutgehen definieren..." Arebe fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Am liebsten hätte sie Dumbledore umarmt. Sie wischte sich eine Träne weg, die sich in ihren Augenwinkel geschlichen hatte. "Gibt es denn eine Möglichkeit ihn da raus zu holen? Ich würde alles tun, wenn ich ihn nur wiedersehen könnte." "Das könnte schwierig werden." Arebe stütze ihren Kopf auf ihren Händen ab. "Es ist alles meine Schuld. Ich hätte sagen sollen, dass es er war. Wir hätten ihn retten können. Wir hätten ihn beschützen können. Die Potters könnten heute noch leben." "Geben Sie sich doch nicht die Schuld an allem. Dank ihnen konnten wir zwar das Leben der Potters nicht retten, aber ihr Leben immerhin um fast ein Jahr verlängern. Zumindest Harry hat sein Leben ihnen zu verdanken." Arebe schüttelte den Kopf: "Mit meiner Mission habe ich trotzdem versagt. Ich habe nur einen zerstören können." "Einen was zerstören können?" "Einen Horkrux. Der dunkle Lord hat mehrere hergestellt, um dem Tod zu entkommen." Dumbledores Stirn legte sich in Falten. "Horkruxe also? Und dann gleich mehrere? Woher wissen Sie das?" "Ich bin immer wieder in seinen Kopf eingedrungen und habe nach Sachen gesucht, die ihn schwächen. Ich habe herausgefunden, dass er Horkruxe produziert. Ich weiß nicht wie viele, aber er hatte vor eine ganz spezielle Zahl dafür zu produzieren. Er hat seinen Lehrer nach seiner Meinung dazu gefragt. So einen bauchigen." "Das ist interessant. Und das würde auch das vorgehen mit seinem Tagebuch erklären". murmelte Dumbledore. "Was haben sie noch herausgefunden?" "Er schließt seine Seele nur in besondere Gegenstände ein. Sachen, die ihn als großen und mächtigen Zauberer darstehen lassen. Er hat nach Artefakten der Hogwartsgründer gesucht. So wie dieses Medallion von Slytherin." Sie rief das Medallion zu sich, das aus seinem Versteck in ihre Hand geflogen kam." Dumbledore nahm es in seine Hand und untersuchte es. "Interessant. Wie ich sehe, haben Sie es auch zerstören können." "Ich habe mein Bestes gegeben. Er hat mich gebeten einen Schutztrank für den Standort zuzubereiten und da habe ich es vertauscht." "Sehr interessant. Können Sie mir den Standort verraten?" "Warum das? Es ist eine Fälschung eingeschlossen. Was wollen Sie da?" "Ich möchte mir gerne die Sicherungsmethoden von ihm ansehen. Außerdem möchte ich Harry dahingehend ausbilden, wie er sie finden und zerstören kann." "Aber Harry Potter? Warum ausgerechnet er? Er ist doch kaum älter als meine Myjana." "Er ist der Auserwählte. Und wenn Lord Voldemort etwas unterschätzt, dann ist es die Jugend. Oder andersartige Zauberwesen wie Hauselfen, Kobolde oder Druiden." Etwas misswillig erklärte ihm Arebe den Weg. Dumbledore lauschte und trank dabei seinen Tee. Dann stand er auf. "Vielen Dank Madame Briconara. Sie haben mir bei meinen Studien sehr viel weiter geholfen. Wenn ich wieder in Hogwarts als Schulleiter eingesetzt bin, können Sie mich gerne besuchen können. Gerne darf sich auch Myjana ein Bild von unseren Einrichtungen und Ländereien machen. Ich bin sicher,es würde ihr gefallen." Arebe begleitete Dumbledore zur Tür. "Passen Sie auch sich und Ihre Kleine auf, meine Liebe. Ich bin mir sicher, auf diese düsteren Zeiten folgen auch wieder Gute." Dann drehte er sich in der Luft und war verschwunden. Arebe schloss die Tür und rutschte an ihr herunter. Und brach in Tränen aus.