ZitatDer kleine Jan hat furchtbare Angst vor der Hölle - und weiß nicht, was er in seinem Leben machen möchte. Bis er nach einer Prozession endlich Gewissheit erlangt - er möchte Christus werden. Ein Wunsch, der von seiner Umgebung als Sünde aufgefasst wird und ein Ziel, das der Junge mehrmals aus den Augen verliert. Doch als er es endlich erreicht, klebt Blut an seinen Händen. Viel zu viel Blut.
Das ist mein Versuch einer spannenden Inhaltsangabe, denn das Buch hat keinen richtigen Schutzumschlag, nur so ein nettes Gürtelchen im unteren Buchdrittel, aber das habe ich abgemacht, da es beim Lesen furchtbar genervt hat. Und jetzt habe ich es natürlich vergessen mitzubringen, somit kann ich da nicht abschreiben. (Die Rezension fängt also damit an, dass ich meine Verpeiltheit eingestehen muss)
Die historischen Hintergründe sind spannend und gehören zu den Dingen, die man in der Schule (wieso auch immer) nicht behandelt, die ich aber beim Lesen als sehr spannend empfand (einen groben Überblick gibt Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%A4ufer...on_M%C3%BCnster ). Schließlich wird sonst immer nur das Gewicht auf "Protestanten gegen Katholiken" gelegt und Sekten oder kleinere Religionsgruppen (wie Katharer und Co.) nur beiläufig erwähnt, wenn überhaupt. Dass es in dieser Zeit jedoch noch mehr religiöse Unruhen gab, die sich auch aus den sozialen Umbrüchen und Unruhen dieser Zeit nährten, fällt leider oft unter den Tisch.
Interessant ist die Art und Weise, auf die Jan - auf den sich der Titel des Buchs bezieht - dargestellt wird. Das Buch erzählt eher aus der Schulterperspektive, sodass man zwar immer auf ihn draufschaut (sofern nicht gerade aus der Sicht eines anderen Charakters erzählt wird), aber dennoch eine gewisse Distanz behält. Es ist unmöglich, sich in Jan richtig hineinzufühlen oder authentisch mit ihm mitzuleiden - aber ich vermute, dass das gar nicht die Absicht des Autors war. Gerade die Verfremdung des Protagonisten und die an manchen Stellen altertümliche Sprache haben die düstere Atmosphäre, das Leiden und die Zwiespältigkeiten noch stärker auf mich wirken lassen.
Insgesamt: Ein sehr gut geschriebenes Buch über eine spannende Epoche in der deutschen Geschichte.