Das Buch habe ich eigentlich schon vor einigen Tagen ausgelesen, aber immer vergessen, es zu rezensieren Nun gibt es keinen Klappentext und auch keine kurze Inhaltsangabe, also hier mein Versuch, das Buch in Worte zu fassen. Im Grunde genommen geht es im Elias Alder - in einem vorarlbergischen Bergdorf zur Jahrhundertwende geboren, ist er von Geburt an mit einer besonderen Musikalität gesegnet. Aber die Umstände machen es ihm unmöglich, sein Leben so zu leben, wie er es eigentlich verdient hätte - nicht einmal das Notenlesen darf er lernen. Und so wird schon auf der allerersten Buchseite erzählt, dass der Protagonist sich im Alter von 22 Jahren durch Schlafentzug das Leben werden wird.
Der Roman ist nun eine parabelhafte Geschichte, die das "Wie" und "Wieso" hinter diesem seltsamen Schicksal erzählt. Wie es bei einer guten Parabel sein soll, enthält er dabei sowohl sehr realistische, als auch fantastisch anmutende Elemente und entfaltet an manchen Stellen eine recht märchenhafte Stimmung... Die Sprache ist ungewöhnlich. Mir hat beim Lesen geholfen, dass ich in Bezug auf den Vorarlberger Dialekt nicht völlig unbewandert bin, denn es werden durchaus Dialektwörter in den Handlungsverlauf eingebunden. Und zwar nicht nur bei der wörtlichen Rede. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sonst wüsste, was für ein Gebilde mit "Elterngaden" (und dem Gegenstück "Bubengaden") gemeint ist oder wer oder was ein "Gob" ist - hier kann ich also nicht beurteilen, ob für Nichtkenner dieser Begriffe sie so ohne Weiteres aus dem Kontext erlesbar wären. Aber auch sonst stellt Robert Schneider hier einige Regeln des Romanschreibens schön auf den Kopf - so beginnt er das Buch beispielsweise mit einer Beschreibung dessen, wie es ausgeht und fügt ausgiebig und gern erklärende Passagen ein. Die haben mich nicht gestört - eher unterstrichen sie den fast märchenhaften Charakter des Romans sehr deutlich, der bei all seinen Beschreibungen durchaus realer Schrecken und Probleme (Lynchmobs, Inzest, häusliche Gewalt, Geiz, Familienfehden, Pseudofrömmigkeit...) immer irgendwie surreal in der Schwebe blieb.
Nach einem kurzen Googler stelle ich übrigens fest, dass Robert Schneider selbst Erfahrungen als Organist gesammelt hat - wodurch sich die sehr lesenswerten Passagen über das Orgeln in diesem Roman erklären lassen. Das Buch wurde übrigens 1992 von Reclam herausgegeben und meine recht robuste Ausgabe stammt aus dem Jahr 1995 und... war die 13te Auflage. Schade, dass die heutigen Reclambücher im Vergleich zu diesem Titel wesentlich weniger griffig daherkommen.