Die kalte Morgensonne war noch nicht so stark, dass sie den Nebel auf das Schlachtfeld, auf dem noch immer die Fahnenstangen, Schwerter und Speere aufzufinden waren, verjagte. Doch der Nebel verbarg auch die vielen Toten, die auf dem Rasen lagen. Langsam gingen Harry, Ron und Hermine über das Schlachtfeld und bahnten sich einen Weg durch die grausam Abgeschlachteten. Hermine sah Harry an, als dieser vor einem Fahnenmast stehen blieb und die daran hängende und leicht zerrissene Fahne vorsichtig ausbreitete. Auf der Fahne war eine Weltkugel aufgenäht, die getragen wurde von vielen geflügelten Wesen. Als Harry sich die Weltkugel genauer ansah, stellte er fest, dass zwischen den Welten ein weißer Phönix auszumachen war, der gerade aus den Flammen neu geboren wurde. „Harry, was hat das zu bedeuten?“ fragte Hermine zittrig. „Wer hat hier gekämpft?“ „Hermine, sonst bist du doch diejenige, die alles weiß.“ erwiderte Ron, der zu Harry und Hermine aufgeschlossen hatte. Hermine sah ihn leicht verärgert an, schwieg allerdings und blickte dann zu Harry, der seine Zähne vor Wut zusammengebissen hatte. Dieser sah noch einmal über das Schlachtfeld, ehe sein Blick schließlich bei Hermine und Ron hängen blieb. „Hier haben Schutzengel gegen Dämonen gekämpft. Gegen Dämonen von Lord Voldemort.“ „Was?!“ sagte Ron. „Wie ist das möglich? Dämonen hören nicht auf Hexen oder Zauberer, Harry.“ „Ich weiß, das hat mir Dumbledore auch gesagt, aber wir müssen die anderen Ordensmitglieder finden, bevor der Krieg erst recht einen schlimmen Lauf nimmt.“ „Müssen-.“ Überrascht und mit weit geöffneten Augen sank Hermine langsam auf ihre Knie, wobei sie sich ihren Bauch hielt. "Was ist, Hermine?", fragte Ron noch unbedarft, doch schon zückte Harry seinen Zauberstab. Auch Ron griff nun nach seinem Zauberstab, obwohl nirgendwo jemand zu sehen war. Dann flog Ron plötzlich durch die Luft, wobei er nur knapp einen Speer verfehlte, dessen metallische Spitze sich gen Himmel streckte. Harry schickte rote Funken in die Luft um den Ordensmitgliedern ein Zeichen zu schicken, das sie Hilfe bräuchten. Immerhin überflogen Mad-Eye Moody und Remus Lupin das Schlachtfeld, um darauf zu achten, dass keiner sie aus der Luft angreifen würde. Lupin sah die Funken und wollte gerade landen, als etwas an ihm vorbei flog, was er nicht erkannte. Moody blickte zu ihm und zückte seinen Zauberstab. "Rühre dich nicht!" rief er zu Lupin, der gerade sich nach vorn beugen wollte. Lupin drehte sich verblüfft um und erregte so den Zorn Mad-Eyes. „Ich sagte, du sollst so bleiben wie du bist, sonst machen wir uns für sie nur noch bemerkbarer.“ „Was ist hier oben?“ fragte Lupin beängstigt und versuchte ohne seinen Kopf zu drehen, nach dem "Etwas" Ausschau zu halten. Moody antwortete nicht, sondern hielt seinen Zauberstab, als ob jeden Moment etwas ihn angreifen würde. Dann erfolgte plötzlich ein hoher Schrei, der so unerträglich war, dass Lupin und Moody sich die Ohren zu halten mussten. Schmerzverzehrt kniff Lupin auch seine Augen zu, um sie im nächsten Moment wieder vorsichtig zu öffnen. Was er dann sah, verblüffte ihn noch mehr, denn er sah eine große weiße Gestalt, die langes bis zur Taille gehende Haare hatte und ein mit Blut besprenkeltes langes weißes Nachthemd trug. Ihre dünnen zierlichen Lippen waren so rot wie Blut, so wie ihre Augen, doch stach etwas gelb hervor. Ihre langen weißen Finger griffen nach ihm, wobei ihr Mund leicht geöffnet war. Der scheußliche Ton, den die Gestalt von sich gegeben hatte, schien sich zu verändern. Und obwohl sie aussah, als ob sie schon Jahre lang tot war, funkelte in Ihren Augen ein Begehren, durch das Lupin schwach zu werden schien „Remus, lass dich nicht von ihr verführen, denn das ist dein Garaus. Sie will nur deine Seele.“ schrie Moody. Sachte strich das Wesen über Lupins Wange und sah ihm dabei so tief in die Augen, dass sogar von diesem Blick ein Voldemort sich hätte erweichen lassen. Vorsichtig küsste sie zunächst seinem Hals und wollte ihm gerade einen weiteren, festeren Kuss geben, mit dem sie seine Seele aussaugen konnte, als sie von etwas getroffen wurde. Kreischend sackte sie nach unten und schlug wenige Momente später auf der Erde auf. Lupin schaute sich verwundernd um und blickte dann zu Moody, der seinen Zauberstab auf ihn gerichtet hatte. „Das war noch einmal knapp gewesen, Remus.“ sagte er. „Sie hätte dich beinahe wie ein Dementor ausgesaugt.“ „Was war das für ein Wesen gewesen?“ fragte Lupin, denn er konnte sich nicht daran erinnern, so ein Wesen in der Schule durchgenommen zu haben. „Das war eine Seelenaussaugende Wächterin von den Edelschwarzvampiren .“ „Was? Davon habe ich noch nie was gehört, weil ich es damals nie in der Schule durchgenommen hatte.“ „So was nimmt man auch in keiner Schule durch, weil diese Wesen noch viel schlimmer sind, als Dementoren.“ sagte Moody. „Wusstest du, dass es mehr als drei Folterflüche gibt?“ „Nein!“ sagte Lupin verwundert. „Wie viele gibt es noch?“ „Einen und der ist genauso schlimm wie der Avada Kedavra Fluch, aber vielleicht noch viel schlimmer, denn bei dem Fluch stirbst du sehr qualvoll und langsam.“ Harry, Ron und Hermine, die den Fall des Wesens mitbekommen hatten, schauten sich noch immer in allen Richtungen um, denn noch immer hörten sie den hohen Schrei des Wesens. Hermine, die mit wackelnden Beinen sich an Harry lehnte, stöhnte plötzlich auf, als lauter lange Seidentücher ähnelnden Wesen sie umflogen. Es waren plötzlich so viele von ihnen da, dass es aussah, als würde der Tag zur Nacht werden. Zudem fing es an zu gewittern, doch statt Wassertropfen fielen nun Blutstropfen vom Himmel, wobei man die Klagelieder der Toten hörte. Eine weiße Gestallt blieb vor Harry schweben und wollte ihm gerade den Seelenaussaugenden Kuss geben, als Moody das Wesen verscheuchte. „Lauft oder eure Zeit ist gekommen, denn diese Wesen werden euch im Handumdrehen umbringen und dann werdet ihr wie die anderen sein, die hier ihre Lieder singen.“ „Was-.“ „Sucht Harriet oder Mailien Veronique McGonagall.“ rief Lupin. „LAUFT!“ Hermine zerrte Harry und Ron mit sich mit, woraufhin sie alle drei um ihr Leben rannten. Harry blickte beim Rennen die beiden ehemaligen Professoren hinterher, die die Wesen versuchten zu verscheuchen. Wie in Trance sah Harry wie ein Wesen Lupin am Hals küsste. Ein weißblaues Licht umhüllte Lupin, als ihm gerade die Seele ausgesaugt wurde. Harry löste sich von Hermine und rannte zu Lupin, der ohnmächtig in den Armen von dem Wesen lag, das noch immer seine Lippen an Lupins Hals hatte. Harry zückte seinen Zauberstab und richtete ihn auf sie, doch allein mit einer Handbewegung schleuderte sie Harry wie ein Sack Kartoffeln weg. „Harry, hör auf du kannst ihn nicht mehr retten und sie wird dich noch umbringen.“ schrie Moody. Doch hörte Harry nicht auf Moody und versucht weiter Lupin aus den Fängen des Wesens zu befreien. Junge, du begehst noch Selbstmord, dachte Moody, als er die missratenden Rettungsversuche sah. Langsam ließ das Wesen Lupin los. Hart fiel er auf den Boden, wobei das Wesen langsam auf Harry zu schwebte, der nach seinem verloren gegangenen Zauberstab suchte. Doch bevor er ihn schnappen konnte, war er in einer großen weißen Lichtkugel, die so durchsichtig wie Glas war. Eine wunderschöne Frau stand vor der Lichtkugel. Sie hatte dunkelbraunes Haar, die ihr fast zu den Schultern gingen und ihre Augen waren rein dunkelblau, was man gut durch ihre quadratische Brille sah. Sie hatte einen dunkelweinroten Umhang an, der majestätisch im Winde wehte. Ihr Zauberstab war lang und weiß, sodass man das Leuchten an der Spitze ihres Zauberstabes nicht sehen konnte. Das schaurige Wesen hob ihr weißer langer Arm, schrie in einem grässlichen Ton und wurde schließlich doch von einem roten Blitz getroffen. Dennoch flog es weiter auf die Frau zu, die sich nun duckte. Professor Wagner? fragte sich Harry, als er sie nun erkannte. Was macht sie hier? Sie müsste sich doch um ihr Kind kümmern. „Henrietta, du kommst genau richtig.“ sagte Moody, als er sie ebenfalls erkannte, doch Professor Wagner ignorierte ihn. Das Wesen sprach etwas, was eher danach klang, als ob jemand seine Fingernägel an einer blanken Tafel entlang fuhr. Professor Wagner sprach zurück, wobei sie schnipste. In diesem Moment löste sich die Kugel um Harry auf, so dass Harry zu Ron und Hermine rennen konnte, die auf ihn gewartet hatten. „LAUFT SOLANGE IHR NOCH KÖNNT, SPÄTESTENS BIS ZUM ABENDGRAUEN MÜSST IHR IN HOGWARTS SEIN!“ rief Professor Wagner den Dreien hinterher. Der Blutregen hatte aufgehört, als sie an einem langen Bach kamen, in dem das Wasser so klar war, dass man das steinige Bett des Baches sehen konnte. Hermine sah etwas im Wasser und nahm es heraus. Mit Schreck ließ sie es fallen, da es sich bewegt hatte. „Das nächste Mal legt mich wieder ins Wasser, sonst vertrockne ich.“ sprach der violette Stein. Harry, Ron und Hermine schauten sich verwundert an. "Eine verzauberte Kröte?", fragte Ron die beiden, doch Hermine schüttelte den Kopf. Ohne aber auf den Stein weiter zu achten, sprangen sie über den Bach und setzten ihre Wanderung nach Hogwarts fort, da die Sonne langsam unterging. Die Stunden vergingen wie Jahrzehnte, obwohl sie immer noch rannten. Außer Atem kamen sie in schließlich Hogsmead an, doch sie verblieben nicht hier, sondern rannten weiter, da sie das Mal von Lord Voldemort über Hogwarts stehen sahen. Das Entsetzen lag den Dreien im Gesicht geschrieben. „Mr. Potter?“ hörten sie eine vertraute Stimme und reflexartig drehten sie sich zu der Stimme um. Es war Professor McGonagall und all die anderen Lehrer von Hogwarts, die sich hinter ihr versteckten.