Harriet streckte sich und gähnte nebenbei herzhaft auf. Der gestrige Tag war für sehr anstrengend gewesen und so war sie zum ersten Mal früher ins Bett gegangen als sonst. Sie schaute sich um und bemerkte, dass man sie mit hinunter in den Schlafbereich der Höhle gebracht hatte, obwohl jeder wusste, dass sie kein Vampir war. Sie schwang ihre Beine aus dem gemütlichen Himmelbett um in das Badezimmer zu gehen und dort ein schönes entspanntes Sprudelbad zu nehmen. Das Wasser plätscherte leise vor sich hin, während Harriet wartete, das die Wanne voll wurde. Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augenlieder, um sich vorzustellen, wie das heiße Wasser an ihre Haut kam und sie erwärmte, doch plötzlich bekam sie einen Schreck, denn sie hatte noch immer die Peitschwunden auf ihrem Rücken. Als ob die Wunden es mitbekommen hätten, kam der Schmerz zurück in ihr Bewusstsein. Mit einer ruckartigen Bewegung drehte sie sich zur Wanne um, damit sie den Hahn zudrehen konnte um zu verhindern, dass das Wasser weiter in die Wanne floss; Harriet hatte beschlossen, nicht mehr zu Baden. Ein Klopfen lies sie aufsehen, doch schnell beruhigte sie sich, denn an der Badezimmertüre stand Sergius in einer grünen Schottenmuster-Boxershort. „Sergius, was machst du denn hier? Solltest du nicht-.“ „Harriet, es ist zwar fast Morgen, aber hier kommt kein Sonnenschein rein. Wie sollte ich denn schlafen, wenn man mich braucht.“ sprach Sergius verschlafen. „Wie wenn man dich braucht?“ „Mein Auftrag!“ „Hab ich schon wieder vergessen.“ Sergius schüttelte den Kopf und ging auf sie zu, um ihr einen Kuss zu geben. Man hörte Sergius Namen gerufen werden, und er ging mit hängendem Kopf zu demjenigen, der nach ihm verlangte. Harriet hingegen ging zur Küche, wo es nur Blut gab, aber doch es gab eine Ausnahme und zwar für sie. Haben die doch nicht vergessen das ich kein Vampir bin, dachte Harriet belustigt und griff nach einer Banane. Sie liebte Bananen über alles, und doch es gab eine Zeit, wo sie keine Bananen mochte. In der Küche kamen allmählich die männlichen Vampire zusammen, da es eine Versammlung gab. Die Frauen waren in irgendeinem der vielen Räume, die es in dem Vampirquartier gab, und machten die Hausarbeit oder hüteten die Kinder. Gray, der Stellvertreter von Alpaslan, ging zu einem der Schränke um viele Flaschen Blut an die Anwesenden zu verteilen.
McGonagall und Snape waren vor Sonnenaufgang vom Tropfendenkessel aufgebrochen und nun war das wunderschöne Morgenrot am Himmel. McGonagall atmete freudig tief ein um den Morgen mit den singenden Vögeln zu genießen, doch etwas zerstörte die Harmonie des Morgens. Es war Snape, der vor sich hin grummelte, als er in die aufgehende Sonne schaute. „Severus, sei nicht so negativ. Das Leben hat noch viele Aufgaben für dich, auch wenn du ein Todesser bist.“ „Minerva, ich bin kein Todesser!“ McGonagall schaute ihn eindringlich an, so als ob er sie veralbern wolle und Snape schaute von ihr ab. Ja Snape fand Frauen doch eindeutig merkwürdig, vor allem alte Frauen. Er hatte sich einmal einer Frau hingegeben, aber seitdem nie wieder, weil sie einen anderen liebte. Ein Kreischen holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Minerva McGonagall stand beängstigt vor einem Hund oder war es doch ein Wolf? Snape klatschte mit der flachen Hand genervt gegen die Stirn. Ein Mann mit braunen Haaren, der einen der feinsten Umhänge auf der Welt an hatte kam aus den Bäumen hervor. Man sah auf Anhieb, dass er reich war. Der Mann nahm seinen Hund wieder an die Leine und entschuldigte sich bei McGonagall, die ihn nur mit einem scharfen Blick stumm anschaute. „Es tut mir wirklich Leid, meine Dame.“, sagte der Mann. „Das ist nicht schlimm. Wundern Sie sich nicht wegen ihres Benehmens, so ist ihre Art.“, sagte Snape kühl. Der Mann schaute ihn verwundert an, denn er war verwundert wegen den Beiden. Am Anfang dachte er es seien Mutter und Sohn doch jetzt merkte er, dass es ganz und gar nicht so war. „Severus, das ist nicht so meine Art. Ich hatte lediglich Angst vor diesem Ding dort.“ „Nun, dann werde ich euch nicht länger aufhalten, auf dem etwas verfrühten Spaziergang.“ „Warten Sie mal. Kennen Sie den Vampirstamm „Blutfeuer“?“ Der Mann blieb abrupt stehen als er den Namen gehört hatte. Er drehte sich mit einem beängstigten Gesichtsausdruck zu ihnen um und brachte undeutlich mit stotternder Stimme das Wort „Ja!“ hervor. Die beiden Professoren schauten sich verwundert an. „Könnten Sie uns sagen wo das Quartier des Stammes ist?“ „Sa…sa…sagen wo…wo der Stamm ist?“, fragte der Mann als ob die beiden Lebensmüde waren. „Ja!“ „N…nein ka…ka…kann ich ni…ni…nicht.“ Der Mann rannte so schnell er konnte von ihnen weg, denn er hatte zu große Angst. Er wollte nicht gerade als Hauptspeise auf dem Teller liegen und sein Blut war ohnehin nicht genießbar, denn er hatte AIDS. Wenn er die Vampire allerdings gut genug kannte, so machte ihnen diese Krankheit bestimmt nichts aus. „Hey könnten Sie wenigstens sagen ob wir richtig sind?“, rief er ihm sauer nach. „Severus, das bringt nichts, der ist schon weg.“ „Muggl sind komische Wesen.“, nuschelte er leise vor sich hin. „Und Frauen auch!“ Snape schaute sie perplex an, denn er hatte so was gedacht gehabt, aber nicht laut ausgesprochen. McGonagall zog ihn mit sich den alten abgelaufenen Waltweg weiter, auch wenn Snape sich wehrte. Männer sind kompliziert, so wie Männer uns Frauen für kompliziert halten, dachte sie belustigt.
Harriet saß am Rande des Abgrunds, denn die Höhle lag auf einem Berg, der so hoch war das man über den Baumkronen stand. Immer wenn ihre Füße beim Schwingen gegen die Felswand stießen, fielen ein paar kleine Felsbrocken ab. Sie wusste, dass der Tag langweilig werden würde und überlegte was sie tun könne, als sie eine aufgebrachte Stimme aus der Höhle hörte. Die Stimme klang sehr nach ihrem zweiten Ziehvater, den Anastasia geheiratet hatte, als sie fünf gewesen war. Anastasius hatte geschmeidige, zerzauste, braunblonde Haare. Sein schwarzer Rock war zerrissen und seine Wangen hatten eine leichte rote Tönung bekommen. Er wollte gerade zu ihr, als ihm noch im rechten Zeitpunkt einfiel, dass es Morgen war. Er schaute zu Harriet, die zu ihm herüber schaute. „Anastasius, was machst du hier? An deiner Stelle würde ich wieder nach unten gehen.“ „Ich werde nicht mehr nach unten gehen zu der Bande von Mordlustigen. Die denken doch nicht ernsthaft das ich mitkomme und zwei Passanten beiße.“ „Zwei Passanten? Wird euch das Blut von Passanten auf einmal gut genug? Aber woher kommen die denn?“ „Harriet, du fragst wieder zu viel und ausgerechnet das was dich nichts angehen sollte.“ „Na und? Ich bin nun einmal nicht eine von euch, auch wenn ich mit Sergius zusammen bin.“ „Wann kommt die Verlobung?“ „Verlobung?“ fragte Harriet entsetzt. „Wer redet hier von Verlobung? Ich bin noch nicht einmal 16 Jahre alt.“ „Na und. Du und Sergius seid ein wunderbares Paar.“ Harriet schaute ihren Ziehvater erschrocken an. Sie wollte die Zukunftsplanung frühestens mit 17 Jahren beginnen. Schließlich ging sie noch zur Schule, aber seitd Voldemort sie entführt hatte war sie nicht mehr in der öffentlichen Hexenschule gewesen. Für sie war heute ohnehin Schulfrei gewesen, da Studientag für die Lehrer war. Anastasius wollte gerade noch etwas weiter zu ihr, als Alpaslan ihn an der Schulter nahm und ihn beängstigt fragte, ob er Selbstmord begehen wolle. Daraufhin schaute Anastasius zur Sonnengrenze zwischen Schatten und Licht, wo er fast gestanden hätte. Harriet sagte den beiden das sie nun für sich Essen holen würde und etwa in einer halben Stunde wieder da sei. Alpaslan und Anastasius nickten mit den Köpfen, als Harriet sich elegant umgedreht hatte und man an ihrem zu weiten T-Shirt die Spuren der Peitschwunden sah.