ZitatWas wohnt in den Spiegeln von Kettlewood Hall?
England 1886. Kettlewood Hall. Mehr als den Namen kennt Iris nicht. Ihre Mutter verliert kein Wort über das Herrenhaus, in dem sie früher als Dienstmädchen gearbeitet hat. Doch als Iris nach dem Tod ihrer Mutter eine kostbare alte Schachfigur findet, ahnt sie, woher diese stammt. Iris träumt von einem besseren Leben als dem einer Fabrikarbeiterin, und diese Figur ist der Schlüssel dazu - und zu dem Geheimnis ihrer eigenen Herkunft. Nur mit ihrer Hoffnung und der Schachfigur im Gepäck macht Iris sich auf den Weg nach Kettlewood. Doch seltsame Dinge gehen im Haus vor, und hinter den Spiegeln scheint etwas zu leben. Was verschwiegen die Kettlewoods? Bevor sie weiß, wie ihr geschieht, ist Iris Teil eines Spiels um Leben, Tod - und Liebe.
Funfact: Dieser Klappentext steht auf dem Buchrücken, aber online finde ich durchgehend einen komplett anderen Text. Nämlich den:
ZitatWas wohnt in den Spiegeln von Kettlewood Hall? Düster-romantische Gothic Fantasy im viktorianischen England aus der Feder von Maja Ilisch: Gaslight-Fantasy vom Feinsten!
Gruselige Bewegungen in den Spiegeln und ein magisches Schachspiel: Eine Schachfigur, der einzige Nachlass ihrer Mutter, weist der jungen Iris den Weg nach Kettlewood Hall. Tatsächlich wird sie weit freundlicher aufgenommen, als es der unehelichen Tochter einer Dienstmagd gebührt. Über die Rückkehr der Figur herrscht besondere Freude, vor allem bei Victor, dem Sohn des Earls, doch schon bald mutet das Verhalten der Hausbewohner seltsam an. Als Iris das Schachbrett entdeckt, zu dem der Springer gehört, macht sie einen Zug, der prompt am nächsten Tag beantwortet wird. Iris ahnt nicht, dass sie mit ihrem Leben spielt – und mit dem Victors.
Dieses Buch entwickelt einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte. Obwohl gerade am Anfang die Handlung langsam ins Rollen kommt, war für mich Iris mit ihrer Gedankenwelt und als sehr schlüssige Figur einfach so spannend, dass ich das Buch kaum weglegen konnte. Und wenn ich es weggelegt habe, dann dachte ich vor allem wenn ich das Haus verlassen musste doch oft daran, wie ich es auf der Sofakante zurückgelassen habe und wie es dort liegt und darauf wartet, dass ich es weiterlese. Irgendwo im Buch stellt Iris den Unterschied heraus zwischen "Erwachsen werden" und "Nicht mehr Kind sein" und genau so ist sie zu charakterisieren. Eine Jugendliche, die kein Kind mehr sein darf, die eine Menge Erwachsenensorgen auf die Schultern gelegt bekommt - und die aber eigentlich noch gar nicht so weit ist. So hat sie im Laufe der Handlung ziemlich viel Zeit, um zu wachsen und zu reifen, auch wenn sie dabei manchmal einen Schritt vor und zwei zurück macht. Ich mochte das. Ich mochte, dass die Lernkurve nicht nur rauf, sondern auch runter geht. Dass sie manchmal scheitert, Unsinn macht, zwischendurch kurz vor dem Aufgeben steht.
Maja Ilisch hat zwischendurch immer wieder Zeilen versteckt, bei denen ich erstmal innehalten und schlucken musste. Pausieren musste, nicht, weil das Buch nicht weiterhin spannend und soghaft war (auf Mastodon verwendete ich die Formulierung "Es klebte an mir, nicht ich an ihm"), sondern weil ich erstmal das, was ich da gerade gelesen habe, durch den Kopf und durchs Herz rattern lassen musste. Da ich nicht spoilern will, gebe ich keine Details, aber es gibt einen Dialog zwischen Iris und Victor, der mir ein bisschen das Herz gebrochen hat. Sie stellt ihn zur Rede (und es ist durchaus berechtigt und verständlich aus ihrer Sicht, das zu tun) und er sagt dann Dinge, die sehr übertragbar sind auf Mental Health und ... Ja, ich brauchte an dem Punkt ein kurzes "Buch ablegen und was anderes machen". Es ist emotional. Es ist schaurig schön. Von meiner Seite jedenfalls: Absolute Leseempfehlung. (Und es lohnt sich, nach dem Ende des Buches noch einmal den Prolog zu lesen!)
Würde ich so einschätzen, ja. Hätte das Buch spontan ab 13/14 empfohlen. Bei sensibleren Kindern vielleicht ab 15/16. Aber steht nichts drin, was nicht in eine Schulbibliothek gehört.