Anfangs war es noch ein ganz gewöhnlicher Novemberabend: Filch war in den Gängen von Hogwarts unterwegs, wie jeden Abend auf der Suche nach Schülern, die sich zu verbotener Zeit außerhalb ihrer Schlafsäle herumtrieben. Er folgte seiner Katze, die aufgeregt vor ihm herlief. Mrs. Norris fauchte die unförmige, vermummte Gestalt an, die wie aus dem Nichts vor ihr aufgetaucht war. Filch war wie erstarrt vor Grauen. "Aber, aber, warum denn so schreckhaft, Mr. Filch, oder gibt es dafür einen Grund?" Die Stimme von Albus Dumbledore schien mitten aus diesem Ungetüm zu kommen – und dann ein lautes Fauchen und Knurren. Das Ungeheuer näherte sich langsam – und im Licht der nächsten Fackel erkannte Filch, wovor er so viel Angst gehabt hatte: Ein großer Umhang, fast schon eine Decke, fiel zu Boden - und enthüllte drei Gestalten. Vor ihm stand Dumbledore, der eine alte Dame untergehakt hatte, auf deren Schulter eine aufgeplusterte Katze saß. Wütend fauchte sie ihn an und stürzte sich sogleich auf Mrs. Norris um sich mit ihr einen kurzen, aber heftigen Kampf zu liefern, bei dem ganze Fellbüschel umherflogen. Doch schon nach wenigen Augenblicken, in denen sich Dumbledore und seine Begleiterin aus ihrer Verkleidung geschält hatten, herrschte Ruhe am Boden. Offenbar hatten die beiden Tiere die Verhältnisse geklärt. Dumbledore schmunzelte: „Darf ich dir unseren Hausmeister vorstellen, – Mr. Filch und seine Katze, Mrs. Norris." Die Frau an seiner Seite lächelte freundlich: „Guten Abend, Mr. Filch, ich bin Charity Burbage, eine alte Freundin Ihres Schulleiters. Wir wollten Sie wirklich nicht erschrecken in diesen unsicheren Zeiten, aber Albus meinte, auf diesem Weg ins Schloss zu kommen, sei am sichersten." „Ja, es schien mir geboten, Mrs. Burbage unter größtmöglichem Schutz – also in meiner persönlichen Begleitung – aus London abzuholen und nach Hogwarts zu bringen. Ich habe dafür meine Gründe.“ Mit einer Handbewegung ließ Dumbledore die Reste der Verkleidung, unter der sie alle drei gesteckt hatten, verschwinden. „Komm, Charity, ich will dir noch deine künftige Wirkungsstätte zeigen." Zweifelnd schaute die alte Dame sich um: "Und du hältst das Ganze immer noch für eine gute Idee, Albus?" - „Oh ja, ich halte es sogar für eine meiner brillanteren Ideen, du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Deine Hand tut doch nicht mehr weh, oder?" Charity schüttelte den Kopf. Der Schnitt von Dumbledores silbernem Messer war verheilt, ohne die geringste Spur zu hinterlassen. Sieben Tropfen Blut hatte er aufgefangen und auf einen der alten, bemoosten Mauersteine gestrichen, dazu mit kehliger Stimme eine lange Beschwörung gesungen. Nur einige wenige Worte hatte sie erkannt - es war Altenglisch, wie man es wohl vor vielen hundert Jahren gesprochen haben mag. "Nur für alle Fälle, man kann ja nie wissen ... ", hatte Albus kaum hörbar gemurmelt und seither machte sie sich Sorgen. Sie spürte, dass die verdorrte, schwarz verfärbte Hand etwas damit zu tun hatte. Auch wenn Albus es mit einer Handbewegung abgetan hatte - es war etwas Ernstes, da konnte er ihr nichts vormachen.
Als der Schulleiter am nächsten Morgen in der großen Halle auftauchte und seinen Schülern und Kollegen die neue Lehrerin für Muggelkunde, Prof. Charity Burbage, vorstellte, die ab sofort die Vertretung für Prof. Hazard übernehmen würde, der immer noch im St. Mungo weilte, ahnte niemand, dass es mit dieser Dame eine ganz besondere Bewandtnis hatte.
Schon nach wenigen Wochen hatten sich alle in Hogwarts an die freundliche Mrs. Burbage gewöhnt, die meistens mit ihrer Katze auf der Schulter durch die Gänge schlenderte. In ihrem Unterricht ging es wie in einem Muggelklassenzimmer zu, und sie erklärte ihren Schülern sehr genau und spannend, was für unglaubliche Maschinen und Geräte die Muggel erfunden haben, um ohne Magie zurecht zu kommen. Ihre entwaffnende Freundlichkeit und ihre Art, offen auf jederman zuzugehen, ließen niemanden auf den Gedanken kommen, dass Charity Burbage Geheimnisse hüten könnte, Geheimnisse, von deren Existenz niemand etwas ahnte. Das erste betraf Voldemort, und sie war sich nicht bewusst, dass es sich um ein Geheimnis handelte, dessen Aufdeckung Voldemort mit aller Macht verhindern wollte, ja, dass es dieses Wissen war, weswegen er sie verfolgte. Das zweite betraf Albus Dumbledores Vergangenheit -– und es war schwer vorstellbar, dass er es ausgerechnet ihr anvertraut hatte. Das dritte betraf Severus Snape, und es war noch viel schwerer vorstellbar, dass ausgerechnet sie in den Besitz dieses Geheimnisses gelangen konnte. Das vierte betraf den Phönixorden –- und niemand würde jemals auch nur auf die Idee kommen, dass es überhaupt ein solches Geheimnis gab. Das letzte Geheimnis der Charity Burbage betraf sie selbst, und es war das einzige, von dem sie sich sicher war, dass es über kurz oder lang ans Tageslicht kommen würde...
Denn auch wenn ihre gesamte Erscheinung so offensichtlich die einer Hexe war, so gab es doch ein Wesen in Hogwarts, das ihr mit Misstrauen begegnete – und das war Krummbein. Doch erstaunlicherweise fand niemand etwas dabei, wenn Hermines roter Kater mit hoch aufgerichtetem Schwanz um sie herumstrich und aufgeregt miaute und fauchte. Zum Glück konnte Krummbein nicht sprechen und so niemandem mitteilen, dass mit dieser Frau etwas ganz entschieden nicht stimmte. Sie hatte sich angewöhnt, in ihrer Tasche immer ein Tütchen mit Leckereien für ihre Katze parat zu haben, von denen sie Krummbein stets ein paar abgab. Bald schon nahm keiner mehr von Krummbeins ungewöhnlichem Benehmen Notiz, jederman glaubte, er wolle nur seinen Anteil an den leckeren Sachen aus ihrer Tasche. Charitys letztes Geheimnis blieb vorerst gewahrt
Hach, bin ich froh, im Urlaub nicht weitergelesen zu haben. So habe ich jetzt zwei Kapitel. Und das hier beginnt schon mal göttlich. Ich nehme an, die Decke ist ein Portschlüssel? Wie sich Charitys Katze sofort auf die "arme" Mrs. Norris stürzt, hat mich jedenfalls zum Lachen gebracht. Katzenkampf :D Und ich frage mich, was genau Dumbledore da gezaubert hat mit dem Blut. Hat er eine Art Schutzzauber gelegt?
Was du auf alle Fälle kannst, ist Spannung erzeugen. Da werden SO, so viele Geheimnisse angedeutet und ich als Leserin schreie innerlich "HER DAMIT!" Was Krummbein wohl ahnt? Er wusste ja, dass Peter und Sirius Animagi waren. Aber ich nehme nicht an, dass Charity einer ist. Es bleibt auf jeden Fall interessant und damit husche ich zum nächsten Teil.