Snape schaute zu seinen Begleiterinnen, die abwechselnd über Quidditch oder Mode diskutierten. Leider kamen sie nur sehr schleppend voran, weil Harriet hohes Fieber hatte und McGonagall musste - A: wegen ihrem Verstauchten Fußes und B: wegen ihren schmerzenden Wunden - Pausen einlegen. Zwar hätte man apparieren können, aber Snape hatte vorgeschlagen erst in der Nähe des Dorfes zu apparieren. Doch das würde noch ewig dauern. Wenn sie weiter so schlichen drei oder vier Tage. Hinzu kam das Problem, dass die Wunden, die man Snape und McGonagall zugefügt hatte, sich entzündeten. Harriet und McGonagall hatten sich auf einen Baumstamm niedergelassen, wobei die Professorin Brot auspackte, da Harriet Hunger bekommen hatte. Snape beschloss auch eine Pause einzulegen und nahm aus seinem Stoffrucksack eine Flasche Butterbier heraus. Harriet schaute zur Flasche und schaute Snape misstrauisch an. „Was ist das?“, fragte Harriet mit vollem Mund. „Das ist Butterbier. Kennst du das nicht?“, fragte Snape. „Nein.“ „Hier! Das schmeckt lecker, obwohl ich doch manchmal Feuerwhiskey bevorzuge.“ McGonagall gab ihr eine von ihren Butterbierflaschen, die Harriet auch sogleich öffnete. „Feuerwhiskey trinke ich auch gern.“, sagte Harriet. „S i e trinken Feuerwhiskey?“, fragte Snape entsetzt. „In ihrem Alter hatte ich auch schon Feuerwhiskey getrunken, aber heimlich, da ich sonst eine Trachtprügel mit dem Rohrstock bekommen hätte. Du willst gar nicht wissen, was ich so in meiner Jungend alles angestellt habe, Severus.“ „Was denn zum Beispiel?“ fragte Harriet. „Das ist nichts für ihre Ohren, aber vielleicht kann ich es ihnen ja irgendwann erzählen.“ „So wie ich das sehe, Verehrteste, sind wir spätesten nach Schulbeginn in Hogwarts, wenn wir so weiter gehen.“, sagte Snape, der auf die Landkarte schaute. „Wirklich?“ „Ja, Miss Sorcière!“ „Warum möchten Sie nicht, dass wir apparieren?“ „Weil -.“ „Weil, Professor Snape Angst hat.“, sagte McGonagall spielerisch eingeschnappt. „Das ist nicht Wahr, Minerva. Ich will uns einfach nicht in Gefahr bringen.“ „Das Einzige, was uns hier in Gefahr bringen könnte, sind die Werwölfe, die sich nie wieder zurück verwandeln können.“, sagte Harriet leicht beängstigt. „Dann lasst uns gleich von hier apparieren, Severus. Ich hab noch so viel Kraft, dass ich apparieren kann.“ Harriet ging zu Snape und im nächsten Moment spürte sie sich eingeschnürt und rang nach Luft. In der nächsten Sekunde war sie ganz woanders. Sie sah ein großes Schloss in seiner ganzen Pracht und glaubte, dass alles nur ein Traum war, aber das war es ganz und gar nicht. PLOPP! Neben ihr stand, halb in Ohnmacht gefallen, McGonagall. Snape fing sie auf. Hagrid sah von weitem das Geschehen und so ging er schnellen Schrittes zu den drei Personen. Snape schaute ihn bissig an, aber Harriet blickte Hagrid mit offnem Mund an, doch er ließ sich nicht drauf ein und so nahm er McGonagall auf die Arme, um sie zum Krankenflügel zu bringen. In der Eingangshalle schauten die Professoren entsetzt und besorgt zugleich zu ihm auf, doch man schaute auch auf Harriet, die abgemagert aussah und schneeweiße Haut hatte. Snape folgte stumm mit den ganzen Sachen von der Reise bepackt. Er zog Harriet grob in die Richtung des Schulleiterbüros, während Hagrid zum Krankenflügel ging. Dumbledore lief vor seinem Denktarium auf und ab, was Snape nervte, denn er hasste so was. Harriet schaute sich die beweglichen Bilder an, die sie sehr faszinierten. Mann, war ich von der zivilisierten Welt abgeschottet gewesen, dachte Harriet belustigt, aber so ist das halt, wenn man bei Vampiren aufwächst. Wie hab ich das nur ausgehalten? Als ob Dumbledore ihre Gedanken gelesen hätte schaute er sie lächelnd an. „Miss Sorcière, ich glaube, Sie wurden so erzogen. Jeder würde Sie fragen, wie Sie es ohne gebissen zu werden überlebt haben.“ „Das ist einfach, ich wurde in diesem Vampirstamm geboren.“ „Das weiß ich. Severus könntest du mal bitte schauen, ob Minerva wieder fit ist?“ „Warum das denn? Sie ist -.“ „Severus!“ Dumbledore schaute ihn über seine Halbmondbrille an und wandte sich wieder Harriet zu, die an einer Locke herumspielte. „Wenn Sie hier zur Schule gehen, bitte ich Sie etwas zuzunehmen, denn Sie sehen aus, als ob Sie magersüchtig wären und behalten bitte ihr Geheimnis für sich, denn es können Komplikationen mit ihren Mitmenschen geben.“ „Gut. Brauch ich nicht Schulsachen?“ „Die hab ich in der Zeit schon besorgt.“ Dumbledore schaute zur Türe, da diese aufgegangen war und McGonagall blass und fertig mit der Welt aussehend herein kam. „Ach Gott Minerva! Was ist mit dir passiert? Du siehst ja richtig fertig aus.“ „Die Tage haben mich halt angestrengt, Albus.“ „Weshalb wurdest du in den Krankenflügel geschickt?“ „Das sage ich dir dann irgendwann anders, aber weshalb hast du mich hier her schicken lassen?“ „Könntest du Miss Sorcière zum Gemeinschaftsraum bringen, oder soll ich das machen?“ „Wenn du mich schon hier her holst, dann bringe ich sie hin.“ McGonagall nahm Harriets Rucksack und ging aus dem Büro, wobei Harriet ihr wie im Gänsemarsch stumm folgte. Sie staunte noch mehr, als sie sah, dass die Menschen in den Bildern zu den anderen Bildern gingen, um sich zu unterhalten. So merkte sie nicht, wie McGonagall stehen geblieben war und nun vor einer Fetten Dame, die in einem Bild war, stand. Wie es kommen musste, lief Harriet in McGonagall hinein, die sie erst einmal kurz anfauchte, dass sie lieber hin schauen sollte, wo sie hin lief. „Fortuna Major!“ sprach McGonagall barsch. Das Bild sprang zur Seite und die beiden gingen in den Gemeinschaftsraum von Gryffindor. Harriet schaute alles mit großen, interessierten Augen an, doch als sie zur Couch schaute, wo sich McGonagall nieder gelassen hatte, legte sie ihren Kopf zur Seite und musterte sie interessiert. „Professor, wohnen hier alle Schüler?“ „Nein!“ sagte McGonagall knapp. „Es gibt noch drei weitere Gemeinschaftsräume, für je ein Haus eins.“ „Für jedes Haus eins?“, fragte Harriet wie eine vierjährige. „Kennen Sie nicht Hogwarts?“ „Doch. Vom Namen her. Es wurde im Stamm nur ein paar Mal erwähnt. Können Sie mir erklären was Hogwarts ist? – Ich weiß, dass es eine Schule für Hexerei und Zauberei ist.“ „Zum Glück.“, nuschelte McGonagall. „Also Hogwarts besteht aus vier Häusern. Aus Gryffindor, Huffelpuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes Haus wurde nach einem Gründer dieser Schule benannt und es gibt zwei Häuser die sehr mit einander verfeindet sind, da die Gründer damals auch verfeindet waren. Das waren Salazar Slytherin und Godric Gryffindor. In dem Streit zwischen den beiden ging es nicht um die Schulung der Schüler, sondern um die Reinheit des Blutes. Salazar wollte nur Schüler unterrichten, die reinblütig waren und nicht wie Godric, der jeden unterrichtete – ob reinblütig oder nicht. Jedes Haus hat auch eine entsprechende Hausfarbe, um ich untereinander zu unterscheiden, das war auch in meiner Schulzeit so.“, sagte McGonagall, als sie Harriets - immer noch fragenden - Blick bemerkte. „Und wir sind im Gryffindorgemeinsch aftsraum.“ „Gibt’s auch Hausleiter, denn ich kenne ess von meiner Dorfschule, dass eine Klasse ohne den Klassenlehrer sehr schlimm ist. Man tut dann, was man will.“ „Ja, es gibt Hausleiter, die man aber Hauslehrer nennt. Zum Beispielt bin ich die Hauslehrerin von Gryffindor und Professor Snape ist der Hauslehrer von Slytherin.“ „Ach deswegen ist Professor Snape so gemein zu ihnen gewesen! Stimmt doch oder?“ „Ganz genau!“ „Warum hat mich Professor Dumbledore in ihr Hausschicken geschickt? Soweit ich gehört habe – meinten meine alten Klassenkameraden –, dass es einen alten Hut geben soll, der den Schüler in das entsprechende Haus schickt. Müsste ich nicht so was auch machen? Und wie weiß der Hut, ob man in das richtige Haus kommt?“ McGonagall schaute Harriet verblüfft an, denn sie fand, dass Harriet sehr wissbegierig war und wenn sie sich nicht täuschte, würde ihre Wissbegierde bald zu ihrem Verhängnis werden. Denn als sie noch jung gewesen war, hätte sie für ihre Wissbegierde Prügel mit dem bekannten Rohrstock bekommen, aber in einer gewissen Weise erinnerte Harriet sie an ihre Tochter, die von einem Todesser ermordet worden war. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Mundwinkel und für einen Moment schloss sie die Augen. „Ich habe nur eine vage Vermutung, weshalb Professor Dumbledore Sie hierher bringen lies, denn wahrscheinlich glaubt er, dass Sie eine Gryffindor sind und ich glaube, dass Sie Morgen den Hut aufgesetzt bekommen, damit er sie in ein Haus einteilen kann. Dass der Hut weiß ob der Schüler in das richtige Haus kommt, liegt wahrscheinlich daran, dass er von den Gründern das Wissen hat, welcher Schüler richtig für welches Haus ist.“ „Welche Eigenschaften braucht man, um in das Haus zu kommen?“ „Eigenschaften?“ „Na ob man gut Zeichnen kann, oder ob man begabt für Flying La Cross ist oder so?“ „Ach so. Was ist bitte Flying La Cross?“ „Beantworten Sie bitte erst meine Frage, dann beantworte ich ihre.“ „Okay. Um nach Gryffindor zu kommen muss man Mutig sein. Für Ravenclaw intelligent. In Huffelpuff muss man Treu und Gutherzig sein und in Slytherin muss man zielstrebig und ehrgeizig sein, wobei man zum Erreichen seiner Ziele auch nicht vor Tricks zurückschreckt.“ Harriet hatte nun einen überlegten Gesichtsausdruck, der schnell verschwand, als sie leise das knurren ihres Magens hörte. Schnell fing sie an breit zu grinsen, da man es sehr gut gehört hatte und es ihr peinlich gewesen war. „Flying La Cross ist La Cross auf Besen.“ „Hatte ich mir doch gedacht.“, nuschelte McGonagall leise in ihren nicht vorhandenen Bart. „So wie ich gehört habe haben Sie Hunger. Also zur linken Seite sind die Mädchenschlafsäle und es gibt jetzt auch in der Großen Halle Abendbrot. Ich bringe sie in ihren Schlafsaal, und dann bringe ich Sie zur Großen Halle.“