ZitatBelfast, 1985. Waffenschmuggel an den Grenzen, Aufstände in den Städten, üble Popsongs im Radio. Und mittendrin Detective Inspector Sean Duffy, der sich als katholischer Bulle in der protestantischen Royal Ulster Constabulary durchschlagen muss.
Das wohlhabende Ehepaar Kelly wird brutal ermordet. Kurz darauf entdeckt man am Meeresufer die Leiche ihres Sohnes Michael. Als die Polizei auch noch auf einen Abschiedsbrief stößt, in dem Michael die Tat gesteht, wird die Akte schnell geschlossen. Aber irgendetwas scheint an der Sache faul zu sein, schon bald gibt es weitere Opfer. Duffy muss ins wenig geliebte englische Nachbarland reisen und in den elitären Kreisen von Oxford ermitteln. Stets an seiner Seite: die MI5-Agentin Kate – wertvolle Informantin und geheime Schwachstelle des katholischen Bullen. Und während sie ihm ein verlockendes Angebot macht, das sein ganzes Leben verändern könnte, gerät Duffy immer tiefer hinein in einen Fall, der ihm mächtige Gegner beschert. Zu mächtig vielleicht …
Ich erfuhr relativ schnell noch vor dem Lesen, dass es sich schon um den vierten Fall Duffys handelt und war so mittelmäßig begeistert, da meistens irgendwelche Andeutungen gemacht werden, die man nicht wirklich versteht, ohne die vorherigen Bände gelesen zu haben. Glücklicherweise war dem nicht so. Es gab zwar Andeutungen, aber man konnte alles auch perfekt verstehen, ohne die anderen Teile. (Das ist eine Sache, die ich an Krimis mag: Die Fälle sind meistens in einem Teil abgeschlossen.) Der Schreibstil gefiel mir im gesamten Verlauf des Buches noch genauso gut wie schon in der Leseprobe, die mich so neugierig machte. McKinty versteht es wunderbar, seine Leser an der Leine zu halten und hin und wieder kleine Fetzen zu zu werfen, die man begierig aufsaugt. Dabei bleibt man ziemlich lange im Dunkeln, worauf es letztendlich hinauslaufen wird, was ich wirklich toll fand. Zu Beginn fand ich es etwas irritierend, dass er hin und wieder in einen rein aufzählenden Stil verfiel, allerdings war mir auch ziemlich schnell klar, dass es an diesen Stellen einfach nicht mehr Worte benötigte. Das wiederum fand ich nicht mehr irritierend, sondern äußerst raffiniert. Schon relativ früh in der Geschichte bekommt man als Leser mit, dass Duffy nicht DER Vorzeige-Bulle ist, den manch einer vielleicht in ihm erwartet. Drogen, Alkohol und manchmal nicht ganz so offizielle Methoden. Das gehört für ihn alles dazu und bringt ihm meistens auch den gewünschten Erfolg, auch wenn dieser wiederum viel zu oft negative Nachteile für ihn selbst mit sich bringt. Er bringt sich nicht in die klassischen Schwierigkeiten, sondern gehört zu jenen Personen, die sich immer mit den falschen anlegen und zudem wird ihm ein weiterer sehr großer Felsbrocken in den Weg geworfen: er ist katholisch und lebt in einer protestantischen Gegend in Irland. Zu Zeiten der Aufstände zwischen den verschiedenen Gruppen nicht gerade ideale Bedingungen. Auch wenn ich persönlich weder viel Alkohol trinke, Drogen nehme oder überhaupt so riesige Probleme habe wie Inspector Duffy, gelang es mir immer ziemlich gut, mich als Leser mit ihm zu identifizieren. Er ist kein sehr offener Charakter, verschließt sich eher, versucht aber trotzdem immer das zu tun, was ihm richtig erscheint und in seinem Fall das beste bewirkt. Ich mochte ihn als Protagonisten sehr gerne, ich glaube vor allem, weil er trotz des ganzen Mists, der ihm widerfährt noch keine völlige scheißegal-Haltung eingenommen hat. Er lernt zwar aus seinen Fehlern und geht auch nicht mehr jeder Kleinigkeit nach, aber ihm gelingt es trotz der Feindseligkeit, die ihm entgegen schlägt, immer noch die größtmögliche Gerechtigkeit heraufzubeschwören. So auch in diesem Fall, der ihm weit mehr abverlangt als er zu Anfang dachte. Es gibt Wendungen, mit denen niemand rechnen konnte und dennoch ist es letztendlich Duffys Feingefühl und seine Paranoia, die den Fall zu einer Lösung führen.
McKinty hat zudem eine wirklich raffinierte Pointe eingebaut, die ich jetzt natürlich nicht verraten werde, aber mir hat sie wirklich ziemlich gut gefallen.
Sonst fand ich es auch gelungen, der der Autor einige Ereignisse in der irischen Geschichte mehr oder weniger zeitgleich stattfinden ließ und dem ganzen somit einen gewissen Reiz und frischen Wind verleiht. Genau das mag vielleicht anderen Lesern nicht gefallen, aber ich fand es überzeugend und kann auch ruhigen Gewissens sagen, dass es sich hierbei um einen Kriminalroman handelt, den ich sogar noch einmal lesen würde.
"Ein Träumer ist jemand, der seinen Weg im Mondlicht findet und den Morgen vor dem Rest der Welt sieht."