Zitat»Ich bin aufgewachsen in einer Sphäre, wo man nicht mal dann sagt, was man denkt, wenn das Haus in Flammen steht«, erklärt Lauren ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Oskar Canow. Denn Oskar will eine Therapie machen, für seinen Freund Viktor. Dort soll er stellvertretend dessen Eheprobleme vorbringen – und das in einem gesellschaftlichen Milieu, wo man nichts mehr fürchtet als Peinlichkeit, wo Schein und Einbildung so real sind wie Botox-Spritzen und Diätpillen, wo Partygeschwätz das Leben ersetzt und der Psychotherapeut kleine Aufwallungen des Gemüts zu glätten hat wie der Schönheitschirurg die Haut. »Es gibt einfach keine Version dieses Szenarios, die nicht katastrophal endet« – so bewertet Lauren Oskars Plan. Und sie hat recht. Oder doch nicht?
Ich kann nicht sagen, dass Tingler schlecht schreibt, denn das tut er nicht. Eher im Gegenteil. Das Buch ließ mich mit seinen vor Ironie und Sarkasmus tropfenden Szenen immer wieder an Fontanes "Frau Jenny Treibel" denken - zumindest, was das geformte Gesellschaftsbild angeht. Tingler versteht es super, die Nichtigkeiten der Gesellschaft aufzudecken und in tollen, wortgewaltigen Dialogen auf die Spitze zu treiben. Wortgewaltig ist allein deshalb schon ein guter Begriff, um das Werk zu beschreiben, da er mit Fachausdrücken und für mich fremden Wörtern um sich schmeißt, bei denen ich mehr als einmal nachschauen musste, was damit jetzt gemeint ist. Teilweise hat mich das etwas raus gebracht und auch genervt. Aber vielleicht gehöre ich auch wirklich nur nicht zu dem eigentlichen Leserpublikum, das dieses Werk ansprechen sollte. Die Geschichte an sich hat ihren Witz und auch ein bisschen Reiz, allerdings fehlte mir persönlich wirklich etwas die Spannung. Diese wird hier nämlich eigentlich einzig und allein durch die riesigen Dialoge aufgebaut.
Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Buch bei anderen Lesern mehr Gefallen findet und da es an sich wirklich nicht schlecht geschrieben ist und ich die Idee auch nicht schlecht fand, gibt es hierfür 3 der 5 Sterne.
"Ein Träumer ist jemand, der seinen Weg im Mondlicht findet und den Morgen vor dem Rest der Welt sieht."