ZitatER kennt alle deine Ängste und lässt die schlimmsten Albträume wahr werden. Sie muss ihn aufhalten. Kathryn Dance, der brillanten Verhörspezialistin, bleiben nur wenige Stunden....
Sehr aussagekräftig, oder? *G*
Der Inhalt ist eigentlich schnell umrissen: In der kleinen kalifornischen Halbinsel Monterey geht ein Killer um, der Kreuze am Straßenrand wie sonst für Unfallopfer aufstellt und auf diesen das Datum seiner Morde angibt. Die Recherche nach dem Serienmörder führt Dance und ihre Kollegen vom CBI im Internet zum Blog von James Chilton, der über Unfälle auf dem Highway im Allgemeinen und einen Unfall vor zwei Wochen im Speziellen gebloggt hat, bei dem 4 Teenager verunglückten - und zwei davon starben. Dabei ist Chilton sehr neutral und kritisiert die Instandhaltung des Highways an sich. In den Kommentaren des Blogs hingegen geht die Post ab: Es melden sich Mitschüler der Teenies zu Wort und der Fahrer Travis, der ein Außenseiter und Online-Rollenspieler ist, wird bald zum Ziel eines Shitstorms. Es heißt, er sei verrückt, pervers, unzurechnungsfähig, ein Loser, bekifft und und und. Das Problem: Der Shitstorm hat Auswirkungen auf Travis' echtes Leben: Passanten schmeißen bei seinen Eltern die Scheiben ein, besprühen das Garagentor mit einem "Killer!"-Graffiti usw. usf.
Aber dann stellt sich heraus, dass alle, die sterben, in Chiltons Blog kommentiert haben - und Travis verschwindet spurlos. Der Junge scheint die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt nicht mehr zu unterscheiden, sein Rachefeldzug - und damit eine hektische Jagd auf ihn - beginnt...
Der Thriller ist sehr intelligent gemacht: So wohl Polizei und Protagonistin, als auch Leser werden ständig aufs Glatteis geführt. Wer das Buch sehr sorgfältig liest und wirklich jeden einzelnen Satz auf Informationen abklopft, wird vielleicht auf Seite 5 schon wissen, wie das Buch ausgeht und wer wo wann wieso weshalb warum wie wen umbringt. Wer hingegen nicht immer ganz aufmerksam ist und die Leerstellen, die Deaver bewusst im Roman lässt, nicht selbstständig oder mitunter falsch ausfüllt, wird ständig sein Menschenbild überdenken müssen. Und auch das Bild, das man sich vom Autor macht.
Was auch sehr spannend ist: Kathryn Dance ist Kinesiologin - also so eine Art Lügendetektor wie der Typ aus "Lie to me". Zu Beginn des Romans wird bei Verhören und Zeugenbefragungen sehr ausführlich erklärt, wie Kathryn handelt und welche Anzeichen ihr sagen, ob der Zeuge lügt oder nicht. Später jedoch werden die Erklärungen während des Dialoges ausgespart und man fängt als Leser automatisch an, sich an vorige Stellen zu erinnern und sich zu fragen "Lügt der jetzt? Nein, er hat XY gemacht! Aber er tat auch AB - und AB war vorhin noch ein Zeichen für Lüge.... *grübel*" - am Ende des Dialogs wird das dann meist nochmal aufgelöst. Aber es ist unheimlich spannend, mitzurätseln.
Was auch toll ist: Deaver hat sich die Mühe gemacht und die Einträge von Chiltons Blog wirklich ausgearbeitet und onlien gestellt. Immer, wenn im Buch neue Beiträge des Blogs besprochen werden, wird eine URL angegeben, sodass man den Blog aufrufen und selbst nachlesen kann, was abgeht. Sehr cool :)