ZitatEin heiliger Auftrag führt die Jägerin Lhan ins Gebirge. Als sogenannte Wintermaid soll sie den Winter bezwingen. Doch zwischen den Felsen lauert der Eisgeist, ein blutrünstiger Menschenfresser. Wenn es ihr gelingt, die Bestie als Jagdbeute ins Dorf zu bringen, wird sie als Winterbezwingerin gefeiert. Sollte sie scheitern, wird die Rache des Dorfes grausam sein.
Schon bald wächst in Lhan der Verdacht, dass dies ihr geringstes Problem ist.
Ich habe die Trywwidt-Romane heiß und innig geliebt, sodass ich natürlich als es was Neues von Klara gab, direkt zugreifen musste.
Sie schreibt immer noch sehr gut. Der Punkt ist vielmehr: ICH habe mich stark verändert, habe nun andere Ansprüche an Geschichten und Dinge, die mir vor anderthalb/zwei Jahren nicht mal aufgefallen wären, stören mich nun. Was ich damit sagen will: Ich vermute, dass ich Dinge kritisiere, die andere komplett überlesen werden.
Solide und unterhaltsame Lektüre, an einigen Stellen jedoch seeeehr binär gedacht (mal ehrlich? Es gibt eine fortgeschrittene, magisch-technische Gesellschaft, die dennoch nur ZWEI Geschlechter kennt? Bei Büchern, die im 21. Jahrhundert geschrieben werden, ist das dem Realismus für mich immer abträglicher. Klar liegt der Fokus hier auf dem binären Sexismus, der Lhan sehr gefährlich wird. Aber ... irgendwie hätte ich erwartet, dass der Eisgeist da ... weiter ist.). Nicht aus Sicht der Protagonistin Lhan - deren internalisierter Sexismus und Binarismus war ziemlich realistisch. Sie kennt es nicht nur nicht anders, sie wird regelrecht gebrainwashed, es auch zu glauben und das fand ich in seiner Drastigkeit durchaus plausibel und natürlich dargestellt. Ich fand es auch extrem gut aufgezeigt, wie sie sich wehrt, als sie erste Zweifel bekommt und versucht, sich das alles schönzureden und das Offensichtliche zu ignorieren. Es tut weh, aber so verlaufen solche Prozesse. Auf psychologischer Ebene herausragend gearbeitet. Hier hätte man mit Mo jedoch die Chance gehabt, auch diesen Aspekt aufzugreifen. Dass es mehr als Mann/Frau gibt und sich dies nicht am Genital festlegt. Irgendwie hatte ich immer wieder das Gefühl, dass das Buch so ganz, ganz kurz davor war, diesen Sprung zu machen. Es fehlte ein winziges Fitzelchen, dann ... dann wäre es da. Aber der Sprung kam und kam einfach nicht.
Band 2 wohnt immerhin schon auf dem Kindle, vielleicht wird dort darauf eingegangen.
Ein flaues Gefühl hinterließ bei mir das Nachwort der Autorin, das sich unter anderem auf "Terre des Femmes" beruft, einen Verein, der zurecht für Transfeindlichkeit in der Kritik ist. Da das Buch im Selfpublishing erschienen ist, hoffe ich, dass dieses Nachwort irgendwann eine Überarbeitung findet.