ZitatAchtet aufeinander und kommt wohlbehalten wieder nach Hause.
Das ist die letzte Bitte, die Hannas Vater an sene beiden Töchter und seine Frau richtet, als sie Mitte 1944 an der Rampe von Auschwitz voneinander getrennt werden. Für die 15-jährige Hanna, die als begabte Pianistin kurz vor der Aufnahme ins Konservatorium stand, sind diese Worte die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben. Das und ihre Liebe zur Musik. Und diese Liebe bietet ihr nicht nur einen inneren Zufluchtsort, sondern auch die Chance zu überleben. Wird sie doch abkommandiert, regelmäßig im Haus des Kommandanten von Birkenau aufzuspielen.
Das ist eine bittersüße, schmerzlich intensive Geschichte über Familienbande und Liebe. Und ja, natürlich auch über die Greuel der Nazizeit und der Konzentrationslager. Zail weiß, wovon sie schreibt - sie brachte die Erlebnisse ihres Vaters im Konzentrationslager als Buch heraus. Und das merkt man dem Buch auf jeden Fall an - keine Ahnung, auf welcher Ebene, aber es ist einfach von einer gewissen Empathie durchdrungen, die sich auch auf den Leser überträgt. Hanna ist ein sehr sympathischer Charakter, mit dem man gerne mitfiebert - und in der kurzen Zeit, in der das Buch spielt, macht sie eine starke Charakterentwicklung durch, wird mutiger und nimmt ihr Leben stärker in die Hand. Was ich hier aber besonders schön fand, war die Tatsache, dass nicht nur Hanna die Einziggute mit der Zivilcourage war. Auch die anderen Figuren zeigten eine interessante Entwicklung, hatten Abgründe oder waren anders als erwartet. Und das Ende fand ich in dem Zusammenhang zum Heulen schön und sehr passend.