Wien, 26. September 1909. Eine Gesellschaft, darunter auch Protagonist Freiherr von Yosch, trifft sich des nachmittags beim berühmten Schauspieler Eugen Bischoff zum Musizieren. Man spielt ein Scherzo, dann noch eins. Musiziert, unterhält sich, plaudert. Amüsiert sich an einer Kriminalgeschichte, die Bischoff zum Besten gibt: Ein junger Künstler, der an der Akademie studierte, hat sich in sein Zimmer eingeschlossen und seinem Leben ein Ende gesetzt. Alles deutet auf Selbstmord hin, doch es gibt keine Abschiedsworte. Die Familie glaubt nicht an Selbstmord. Der ältere Bruder des Künstlers, seines Zeichens Offizier, wird auf die Sache angesetzt. Er nimmt ganz und gar des Bruders Lebensweise an. Derselbe Tagesablauf, die selbe Tätigkeit, die selben Kurse an der Akademie. Eines nachts verspätet er sich, kommt entgegen der übernommenen Gewohnheiten viel später heim. Die Haushälterin ist besorgt, denkt sich nichts - einen Moment später nimmt der Offizier sich das Leben. Ein bloßer Zufall? Eine Frage, die bald die gesamte Gesellschaft rund um Eugen Bischoff und Herrn Yosch in Atem hält. Denn aus dem Amüsement des Gedankenspiels mit dem sonderbaren Krimi wird bald bitterer Ernst...
Ich muss sagen, mich hat das sehr an einen Sherlock-Holmes erinnert. Das Ermitteln, das Bereden, das Dozieren. Wie bei Conan Doyle gibt es auch hier eine Figur, die alle Fäden in der Hand hält, auf eigene Faust ermittelt und sich nicht in die Karten schauen lässt, während Protagonist Yosch doch etwas langsam in die Gänge kommt. Allein, die ermittelnde Figur verliert bald die Kontrolle über ihre Fäden - und der Krimi gewinnt an Fahrt. Wie schon beim Marques de Bolibar (müsste ich auch irgendwo rezensiert haben), nimmt sich Perutz auch hier wieder einer leicht übersinnlichen, verworrenen Thematik an.
Ein herrlicher Krimi - wenn nicht gar ein Thriller. Habs quasi in einem Rutsch gelesen, und das spricht Bände bei mir.
He that breaks a thing to find out what it is has left the path of wisdom. - Gandalf the Grey
Gordn ist ein Indianer und trinkt aus einem Ledertrinkschlauch! Hängt ihn!